Auf Mallorca und den Nachbarinseln ist Wohnraum inzwischen so knapp und teuer, dass selbst einfache Abstellräume pro Quadratmeter mehr kosten als Wohnungen in sechs spanischen Regionen. Das geht aus einem aktuellen Bericht des spanischen Katasteramts sowie Einschätzungen verschiedener Makler hervor. Die Immobilienpreise steigen weiter, während gleichzeitig weniger verkauft wird – ein Paradoxon, das zunehmend zur Belastung für die einheimische Bevölkerung wird.
Nach Angaben des Katasteramts liegt der durchschnittliche Quadratmeterpreis eines Abstellraums auf den Inseln bei 1482 Euro, Garagen erreichen sogar 1512 Euro. Zum Vergleich: In den autonomen Gemeinschaften Asturien, Kastilien-La Mancha, Kastilien und León, Extremadura, Murcia und La Rioja kostet eine Wohnung im Durchschnitt weniger. Besonders drastisch zeigt sich die Preisentwicklung bei Miniwohnungen unter 40 Quadratmetern, die auf den balearen mit durchschnittlich 4312 Euro pro Quadratmeter inzwischen teurer sind als Villen auf dem Festland, die bei 3803 Euro pro Quadratmeter liegen.
Nachfrage hoch, Wohnraum knapp
Makler gehen davon aus, dass sich die Lage auf absehbare Zeit nicht entspannen wird. Die Nachfrage nach Wohnraum übersteigt das Angebot bei weitem, insbesondere durch den anhaltenden Zuzug und die hohe Zahl an Immobilienkäufen durch Ausländer. Der Archipel bleibt die teuerste Region Spaniens – und zugleich die Region mit dem stärksten Preisanstieg im vergangenen Jahr. Besonders betroffen sind kleine, urbane Wohnungen, deren Quadratmeterpreis doppelt so hoch ist wie im spanischen Durchschnitt.
Auch größere Wohnungen sind keine Ausnahme: Immobilien zwischen 40 und 60 Quadratmetern kosten im Schnitt 3908 Euro pro Quadratmeter, bei Wohnungen bis 80 Quadratmetern liegt der Preis bei 3445 Euro. Selbst für Wohnungen mit mehr als 80 Quadratmetern werden noch 3422 Euro fällig. Im Vergleich dazu liegt der spanienweite Durchschnitt laut Katasteramt bei 2155 Euro – weniger als die Hälfte des Balearen-Niveaus bei den kleinsten Einheiten.
Weniger Verkäufe, mehr Barzahler
Trotz der Preisexplosion sind die Verkaufszahlen auf den Inseln rückläufig. 13.847 Immobilien wurden im Jahr 2024 verkauft – 2,5 Prozent weniger als im Vorjahr. Auch auf den Kanarischen Inseln wurde ein leichter Rückgang verzeichnet, wenn auch nur halb so stark. In allen anderen autonomen Gemeinschaften Spaniens legten die Verkaufszahlen hingegen zu. Besonders auffällig: Nur 15 Prozent der Käufer auf den Balearen nahmen eine Hypothek auf. Ein Drittel der Immobilien wurde sogar vollständig bar bezahlt.
Ein maßgeblicher Faktor für diesen Trend sind ausländische Käufer. 32 Prozent aller Immobilienkäufe auf den Balearen wurden 2024 von Ausländern getätigt – so viele wie in keiner anderen spanischen Region. Die Mehrheit davon stammt aus Deutschland, während im landesweiten Vergleich Käufer aus dem Vereinigten Königreich dominieren. Der Verband der Immobilienmakler sieht darin einen weiteren Treiber für die Verknappung und Verteuerung des Wohnraums für Einheimische.
Experten bezeichnen die Situation als "insulare Anomalie": Trotz fallender Verkaufszahlen steigen die Preise weiter – eine Entwicklung, die den Wohnungsmarkt zunehmend von der realen Kaufkraft abkoppelt. Lösungen sind nicht in Sicht. Die Behörden gehen nicht davon aus, dass sich die Wohnungsnot in den kommenden Jahren entschärfen wird.