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Um mehr Wohnraum für Einheimische zu schaffen: Mallorca öffnet Risiko-Gebiete für Bauprojekte

Neue Regelung erlaubt Einfamilienhäuser in Brand- und Erdrutschzonen – nur Überschwemmungsgebiete bleiben tabu

Bedrohte Grundstücke wie dieses, das 2013 von einem Brand in Andratx betroffen war, sollen künftig bebaut werden können | Foto: Vasil Vasilev

| Mallorca |

Die balearische Landesregierung hat eine umstrittene Bestimmung im neuen Liberalisierungsgesetz durchgesetzt: Grundstücke auf Mallorca und den Nachbarinseln, die bisher wegen Feuer-, Erosions- oder Erdrutschgefahr tabu waren, dürfen wieder bebaut werden. Rund 2500 Hektar ländlicher Grund könnten so potenziell erschlossen werden – vor allem in Hanglagen im Inselinneren, im Osten oder am Fuß der Tramuntana-Berge.

Überschwemmungszonen bleiben gesperrt

Die sozialistische Vorgängerregierung hatte 2020 mit einem Dekret strikte Bauverbote für alle Risikogebiete eingeführt. Nach der Dürrekatastrophe in Valencia 2022 und den damit einhergehenden Erdrutschen wurde der Druck noch größer, Neubauten aus sensiblen Zonen herauszuhalten. Jetzt fällt diese Schranke – bis auf Überschwemmungsgebiete, die nach heftigem Streit mit der Opposition ausgenommen bleiben. "Wir halten das Bauverbot in der Nähe von Trockenbachläufen, den sogenannten Torrentes, aufrecht, die sich bei Sturzregenfällen in reißende Wildbäche verwandeln. Aber wir brauchen Wohnraum für Mallorquiner, nicht nur für Investoren", rechtfertigte ein Sprecher der Balearen-Regierung die Neuregelung.

Die Regierung Prohens spart sich mit der Gesetzesänderung ein langwieriges Verfahren: Eigentlich müsste der insulare Bebauungsplan (PTI) geändert werden, der bislang das Bauen in Brand- und Erdrutschzonen untersagte. Stattdessen genügt nun ein positives Gutachten für jede Genehmigung. Der Inselrat wurde zwar eingebunden, Umweltschützer kritisieren aber, dass dies nur symbolisch geschehen sei.

Einfallstor für Einfamilienhäuser

Konkret gilt die Lockerung nur für freistehende Einfamilienhäuser auf ländlichem Bauland. Große Wohnsiedlungen oder touristische Projekte bleiben ausgeschlossen – zumindest formal. Nach Schätzungen der Architektenkammer könnten aber jährlich mehrere Dutzend neue Bauanträge durchkommen, die bislang blockiert waren. Für Grundstückseigentümer ist das ein willkommener Geldsegen.

Heikler Präzedenzfall

Die Gegner warnen vor einem "ökologischen Rückschritt". Schon jetzt seien weite Teile Mallorcas von Zersiedelung bedroht. Besonders kritisch sehen sie die Signalwirkung: "Wenn wir jetzt in Wald- und Hanglagen bauen, steigt nicht nur die Brandgefahr – wir schaffen auch neue Probleme, die der Steuerzahler später teuer bezahlen wird", sagt ein Sprecher der Umweltschutzgruppe GOB.

Die Opposition im Regionalparlament kündigt bereits rechtliche Schritte an. Denn obwohl die Regierung betont, die Vorschriften seien klar gefasst, befürchten viele, dass lokale Behörden die neue Regelung sehr großzügig auslegen. Der Baukonflikt auf Mallorca dürfte mit diesem Gesetz jedenfalls in eine neue Runde gehen.

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