Mit hämmernden Rhythmen feierten entfesselte Jugendliche die Geburt des Rock'n'Roll. Zum Entsetzen der Altvorderen wurden die Mähnen der Musiker länger, die Gitarren schriller, die Bässe wummerten immer härter, die Orgel röhrte mal ekstatisch, mal waberten ihre Klänge psychedelisch zwischen bedröhnten Synapsen. So nahm die Kulturrevolution Mitte des 20. Jahrhunderts ihren Lauf und schwoll schließlich zu einem großen Mainstream aus Pop und Rock an.
Die Rebellen von einst, so sie nicht das Zeitliche gesegnet haben, sind Großväter geworden, das Entsetzen des Establishments ist einer Weißt-du-noch-damals-Nostalgie gewichen. Denn die Bands, die es damals so richtig krachen ließen, sind längst Klassiker geworden.
Ein untrügliches Zeichen dafür sind die zahlreichen Tribute-Bands. So werden Pop- und Rock-Gruppen bezeichnet, deren Ziel es ist, ihr jeweiliges Vorbild so originalgetreu wie möglich zu imitieren. Anders als die sogenannten Coverbands versuchen sie sich nicht in eigenen Interpretationen oder Bearbeitungen, sondern haben den Ehrgeiz, dem Original so nah wie möglich zu kommen - oft bis hin zum Aussehen und Auftreten.
Was in den 70er Jahren mit Elvis-Imitatoren und der Beatles-Revival-Band begann, hat sich zu einem beliebten und florierenden Zweig innerhalb der Pop- und Rockszene entwickelt. Ob Abba oder Beatles, Rolling Stones oder Deep Purple, Queen oder Genesis - alle "Klassiker" haben zahlreiche Nachahmer gefunden, alle ihre großen Erfolge lassen sich nach Noten nachspielen.
Auch auf Mallorca finden diese Gruppen ihr Publikum. Gleich mit zwei Konzerten machte vergangenen Juli die argentinische Gruppe DSR/God Save the Queen der Gruppe Queen und ihrem vor 25 Jahren an Aids verstorbenen Sänger Freddie Mercury alle Ehre.
Im September geht der Reigen weiter. Whole Lotta Band heißt die mallorquinische Gruppe, die am Samstag, 3. September, im Auditorium in Palma eine Spanientour beginnt, die sie unter anderem nach Barcelona, Pamplona und Madrid führen wird. Um ihrem Ideal Led Zeppelin möglichst nahezukommen, verwenden sie wie weiland ihre Vorbilder ein transparentes, orange-farbenes Ludwig-Schlagzeug oder eine doppelhalsige E-Gitarre von Gibson, wenn sie die großen Zeppelin-Hits wie "Whole Lotta Love", "Rock and Roll" und "Stairway To Heaven" aufführen.
Aus Menorca kommt "The Other Side", die bereist in Mai in Manacor auftrat. Im Rahmen ihrer spanienweiten "Horizon Tour 2016" wird sie am Samstag, 10. Dezember im Auditorium in Palma die Psychedelic- und Progessiv-Rockband Pink Floyd auf den Musikaltar heben. Rund drei Stunden dauert die Show der Gruppe, die 2001 gegründet wurde und mittlerweile zu den international bedeutenden Tribute-Bands von Pink Floyd zählt.
Für Alt-68er und die 78er Generation sind Songs wie "Black Magic Woman", "Oye Como Va" und "Soul Sacrifice" untrennbar mit Carlos Santana und seiner Band verbunden. Jüngere Generationen lernten den amerikanischen Gitarristen mexikanischer Herkunft spätestens mit "Corazón Espinado" kennen. Um Santana und dem Latino-Rock Reverenzen zu erweisen, wurde 2014 die spanische Band Tattwan aus der Taufe gehoben. Mit 18 Themen wird sie am Donnerstag, 15. September, im Trui Teatre in Palma Santana zwei Stunden lang mit dessen großen Erfolgen huldigen.
Auch die "Fab Four" aus Liverpool dürfen nicht fehlen. Hits der Beatles von 1962 bis 1970 spielt die Band Abbey Road aus Barcelona am Samstag, 22. Oktober, im Auditorium in Palma. Benannt hat sich die Gruppe nach dem letzten Album, das Paul McCartney, John Lennon, George Harrison und Ringo Starr gemeinsam aufnahmen. Und damit alles möglichst authentisch wirkt, spielen die Musiker die Beatles-Songs nicht nur auf den gleichen Instrumenten wie ihre Idole, sondern treten auch im gleichen Outfit auf.
Nach den Plänen von Brian Mays persönlichem Gitarrenbauer Greg Fryer hat sich Adrian Pujades seine eigene Red Special gebaut. Denn bei dem Gitarristen, der mit dem Sänger und Pianisten Bart Sanders die spanische Band Queen Forever Live Performance gründete, soll alles gleich klingen und gleich aussehen wie bei der legendären Rockband, wenn sie am Freitag, 18. November, im Auditorium in Palma auftreten.
Ähnliches gilt für die Mersey Beatles, die am Freitag, 16. Dezember, ebenfalls im Auditorium in Palma zu Gast sind. Wie das Original stammt auch das Imitat aus Liverpool. In einem hat es die wahren Beatles jedoch übertroffen. Im legendären Cavern Club in ihrer Heimatstadt haben die Mersey Beatles inzwischen häufiger gespielt als die Fab Four.
WAS, WANN, WO
Whole Lotta Band: "A Led Zeppelin Live Experience": SA, 3. September, 21.30 Uhr; Tickets: 30 Euro; Theaterkasse Auditorium, www.auditoriumpalma.com; Ort: Auditorium, Paseo Marítimo 18, Palma.
The Other Side: "A Pink Floyd Live Experience": SA. 10. September, 21 Uhr; Tickets: 35 Euro; Theaterkasse Auditorium, www.auditoriumpalma.com; Ort: Auditorium, Paseo Marítimo 18, Palma. Tattwan: Tattwan Plays Santana: DO, 15. September, 21 Uhr; Tickets: 25 und 30 Euro (zzgl. Gebühr); Theaterkasse, www.truiteatre.es; Ort: Trui Teatre, Camí de Son Rapinya 29, Palma.
Abbey Road: The Beatles Show 1962.1970: SA, 22. Oktober, 21.30 Uhr; Tickets: 28 Euro; Theaterkasse Auditorium, www.auditoriumpalma.com; Ort: Auditorium, Paseo Marítimo 18, Palma.
Queen Forever Live Performance: One Vision Tour 2016: FR, 18. November 21 Uhr; Tickets: 30 Euro; Theaterkasse Auditorium, www.auditoriumpalma.com; Ort: Auditorium, Paseo Marítimo 18, Palma.
The Mercey Beatles: The Beatles Tribute: FR, 16. Dezember, 21 Uhr; Tickets: 42 Euro; Theaterkasse Auditorium, www.auditoriumpalma.com; Ort: Auditorium, Paseo Marítimo 18, Palma.
(aus MM 36/2016)