In seiner neuen Novelle "Der Pole" erzählt der Nobelpreisträger John Maxwell Coetzee die Geschichte eines siebzigjährigen Pianisten und einer 30 Jahre jüngeren Frau. Die Dame lädt den alternden, asketischen Musiker dazu ein, Werke von Frédéric Chopin in Barcelona aufzuführen. Nach der Musikdarbietung verbringen die beiden Protagonisten des Romans, Witold und Beatriz, einen Abend in einem Restaurant und beginnen eine Beziehung miteinander. Die weitere Handlung spielt auf Mallorca, wo der Pianist beim Chopin-Festival in Valldemossa auftritt.
Der Roman orientiert sich dabei an Dante Alighieris "Göttlicher Komödie" und der mysteriösen, intensiven, aber unerwiderten Liebe Dantes zu Beatrice, die der Dichter auch nach seinem Tod in der "Divina Comedia" als seine Angebetete empfindet.
Die elegische Liebesgeschichte ist aus dem Englischen von Reinhild Böhnke ins Deutsche übersetzt und im S. Fischer Verlag (Frankfurt am Main) publiziert worden, und ist im Handel derzeit für 20 Euro erhältlich. Im Spanischen ist die Novelle im argentinischen Verlag "El hilo de Ariadna" unter dem Titel "El polaco" veröffentlicht worden.
Coetzee wurde 2003 mit dem Nobelpreis für Literatur ausgezeichnet. Er lebt derzeit in Australien, am Rande von Adelaide, wo er als Universitätsdozent tätig ist. Im Jahr 2020 war Coetzee zu der auf Mallorca stattfindenden Literaturveranstaltung "Converses Literàries de Formentor" geladen, doch konnte er aufgrund der Beschränkungen durch die Corona-Pandemie nicht auf die Insel reisen.