Eine Frau hat sich auf Mallorca im 16. Jahrhundert freiwillig 13 Jahre lang in der Kathedrale von Palma eingemauert. Von diesem Vorgang handelt das neue Buch "Die eingemauerte Dame" des Sprachwissenschaftlers und Historikers Antoni I. Alomar. Darin beleuchtet er das Phänomen, das auch in Süddeutschland, England und Frankreich auftrat, und das eine Vorbereitung auf das Leben nach dem Tod darstellte.
Elisabet sa Fortesa, die einzige dokumentierte Frau, die sich auf Mallorca einmauerte, gehörte der Oberschicht an und war sehr kultiviert, wovon der Besitz vieler Bücher und Gemälde zeugt. "Sie war eine Dame in Großbuchstaben", betont Autor Alomar, denn sie heiratete "die mächtigste Person des Königreiches", den königlichen Prokurator Jordi de Santjoan. Sie hatten keine Kinder und nach dem Tod des Mannes schloss sich Elisabet in der Kathedrale ein. Dieses Privileg war ihr möglich, da ihre Brüder hohe Positionen in der Kirchengemeinde innehatten.
In ganz Europa glaubten Frauen an diese Methode, um Gott näher zu kommen
Alomar weist darauf hin, dass diese Praxis heute zwar extrem erscheinen mag, "wir aber nicht aus der Perspektive der Gegenwart urteilen sollten. Frauen, die so etwas machten, glaubten, dass das Leben in dieser Welt ein Vorspiel für das Leben nach dem Tod sei, und sahen darin eine Möglichkeit, das größtmögliche Glück im Jenseits zu garantieren. Je nachdem, wie man es betrachtet, könnte man es sogar als egoistisch bezeichnen, aber sie sahen es als eine Möglichkeit, Gott näher zu kommen und so Gefahren oder Versuchungen zu vermeiden", begründet der Autor.
Alomar hält es für sehr wichtig, den Fall Elisabet sa Fortesa mit der europäischen Bewegung, sich freiwillig selbst einzumauern in Verbindung zu bringen. In England gebe es mehr als tausend dokumentierte weibliche Gefangene, aber es gebe auch Fälle in Süddeutschland, Frankreich, und den Niederlanden. Frauen hätten sich auch in Spanien eingemauert, etwa in Katalonien oder in Valencia, so der Historiker.
Vor diesem Hintergrund ist ein großer Teil des Buches von Alomar eine "Aktualisierung" von "moderneren Quellen", vor allem aus den genannten Ländern, wie der Autor bemerkt. "Die eingemauerte Dame", verlegt von Documenta Balear, wird am kommenden Freitag, 7. Februar, um 19 Uhr in der Stadtbibliothek Can Sales von Palma vorgestellt.