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Essen gehen auf Mallorca

Bei Deutschen beliebt: Ende eines Kult-Restaurants auf Mallorca nach zehn Jahren, weil der Vermieter kündigt

Florence Cottour war Gastgeberin aus Leidenschaft. Jetzt verliert 
sie ihr Lokal "La Cocotte" in Sant Elm – und mit ihm ein kleines Stück alltäglicher Inselkultur

Florence Cottour unter dem alten Gummibaum, der jahrelang Schatten spendete und das Herz ihrer Terrasse war | Foto: P. Lozano

| Sant Elm, Mallorca |

Kleine Staubpartikel glänzen in der Sonne, als Florence Cottour ein letztes Mal den Boden der Gaststätte auf Mallorca fegt, die sie fast zehn Jahre lang mit Erfolg und Leidenschaft geführt hatte. "Das war's nun mit meinem Restaurant", sagt sie leise, nimmt den Besen auf, verlässt den leeren Raum und schließt die Tür hinter sich. Draußen fällt ihr Blick auf die Terrasse, die am 26. Oktober zum letzten Mal mit Leben gefüllt war. Die Gäste genossen die Spätsonne oder suchten unter dem großen Gummibaum Schatten.

Damit endet ein Kapitel, das Cottour mit Herzblut geprägt hat. "Ich kann den Entschluss meines Vermieters immer noch nicht nachvollziehen", sagt sie. Denn sie schloss das Lokal nicht auf eigenen Wunsch. "Der Besitzer hatte mir im Mai gekündigt, um aus den Räumen im Carrer sa Malea im November eigenen Wohnraum zu errichten", sagt sie. Auf Mallorca sind solche Kündigungen kein Einzelfall. Ob das wirklich geschieht oder ob hier bald ein weiteres lukratives Umbauprojekt entsteht, bleibt abzuwarten.

Die 61-jährige Französin schüttelt den Kopf. "Seit der Eröffnung im Dezember 2016 lief der Laden super! Die Miete konnte ich immer pünktlich überweisen, es gab keine Probleme." Und tatsächlich war das La Cocotte längst mehr als ein Restaurant: Treffpunkt, Wohnzimmer und Genussort zugleich – für Einheimische und Urlauber, die das kleine Sant Elm besonders wegen seiner stillen Authentizität schätzten.

Ihre Küche war so vielseitig wie die Insel selbst: Asiatische Aromen trafen auf mediterrane Zutaten, Tapas auf Streetfood. Auf der Karte standen Gerichte wie Tom Kha Kai, eine thailändische Kokosmilchsuppe, Bruschetta mit Meeresfrüchten, Tacos mit Rindfleisch oder Falafel mit Chutney. Dazwischen französische Anklänge: geschmolzener Camembert mit Himbeermarmelade, Tatin aus Tomaten und Burrata. Eine bodenständige, weltoffene Küche, die von Handwerk und Neugier lebte.

Dass Cottour und ihr Lokal geschätzt waren, zeigen zahlreiche Leserbriefe. "Sie hat mit viel Liebe eine behagliche Atmosphäre geschaffen", schrieb etwa Manfred Lachniet. "Im Winter versammelten sich die Leute um den Kamin, im Sommer genossen sie die Terrasse und den Schatten des großen Gummibaums." Auch die Kölnerin Susanne Siebert erinnert sich: "Der Baum war eine Augenweide – er gehörte einfach dazu."

Und was hat die ehemalige Wirtin nun vor? "Ich werde weder hier, noch in einem anderen Ort ein weiteres Restaurant eröffnen", sagt sie bestimmt. „Aber aufhören kann ich genauso wenig.” Gemeinsam mit ihrer Tochter, ebenfalls Köchin, plant sie künftig ein kleines Catering-Gewerbe aus ihren privaten Räumen aufbauen. "Als ich das erste Mal nach Sant Elm kam, wusste ich sofort: Hier bleibe ich."

Der Gummibaum vor dem Lokal, einst klein und verkümmert, ist mit den Jahren gewachsen – so wie das La Cocotte. Nun spendet er weiter Schatten, während Florence Cottour ein neues Kapitel aufschlägt.

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