Die Experten beim UN-Klimagipfel in Doha malen in diesen Tagen ein düsteres Bild von der Zukunft des Planeten. Gute Nachrichten im Zusammenhang mit dem Klimawandel gibt es selten. Das ist auf Mallorca nicht anders.
Eine alle Bereiche umfassende Studie zu den Auswirkungen der Erderwärmung auf der Insel existiert nicht. Wissenschaftler der Balearen-Uni und des Meeres-Forschungsinstituts Imedea befassen sich aber seit Jahren mit dem Thema.
Wie etwa Romu Romero, Klimaexperte an der Balearen-Universität. Er hat Wetterdaten der vergangenen Jahrzehnte ausgewertet und dabei festgestellt, dass die Durchschnittstemperaturen auf Mallorca in den vergangenen drei Jahrzehnten um je rund 0,5 Grad gestiegen sind. Angesichts immer weiter steigender Treibhausgasemissionen dürfte sich an diesem Trend auch in Zukunft nichts ändern.
"Im Mittelmeerraum werden die Temperaturen stärker steigen als in anderen Weltgegenden", sagt Romero. Die Zahl der Tage, an denen es auf Mallorca unerträglich heiß ist, wird zunehmen. Bereits in den vergangenen Jahren hat die Zahl der "tropischen Nächte", in denen die Temperaturen nicht unter 20 Grad sinken, konstant zugenommen.
Außerdem gibt es eine eindeutige Tendenz zur Verringerung der Niederschlagsmenge. In den Jahren von 1951 bis 1979 regnete es auf der Insel jährlich im Schnitt 640 Liter pro Quadratmeter, im Zeitraum 1980 bis 2008 dann nur noch 570. Auch das Vorkommen von Wirbelstürmen hat Romero untersucht. Es lasse sich eine Abnahme der Häufigkeit von Stürmen im Mittelmeer feststellen, wohl aber eine stetig steigende Zahl besonders heftiger Orkane.
"Es muss etwas geschehen", sagt Romero. "Selbst wenn wir ab heute kein CO2 mehr in die Luft blasen, würde es immer noch Jahrzehnte dauern, bis der Treibhauseffekt endet." Die ursprünglich angepeilte und jetzt auch in Doha wieder diskutierte Maximalerwärmung um zwei Grad hält er für unerreichbar. Dabei führe alles, was darüber liege, zu irreversiblen Schäden. "Das größte Problem für Mallorca aber wird wohl die Abnahme der Regenmenge sein", sagt Romero. Die Grundwasservorräte der Insel gehen schon seit Jahren zur Neige und steigende Temperaturen würden ja obendrein noch für stärkere Verdunstung sorgen.
Gabriel Jordà vom Meeresforschungsinstitut Imedea schätzt die Temperatursteigerung des Mittelmeeres bis zum Ende des Jahrhunderts auf zwei bis vier Grad. Im gleichen Zeitraum werde der Meeresspiegel an der mallorquinischen Küste um 40 bis 60 Zentimeter steigen. Sein Kollege Daniel Oro gibt zu bedenken, dass die extremsten Szenarien das Verschwinden von Spezies erwarten lassen. Gleichzeitig können etwa neue Fischarten im Mittelmeer heimisch werden, wie es bereits geschehe.
Welche konkreten Folgen der Klimawandel für das Leben auf Mallorca haben wird, ist nicht umfassend erforscht. Welche Konsequenzen etwa der prognostizierte Anstieg des Meerespiegels hätte, ist unklar. Vermutlich würden zahlreiche Strände verschwinden.
Die Auswirkungen des Klimawandels auf einen wesentlichen Teilbereich hat jetzt Romeros Forschungsgruppe untersucht: auf den Tourismus. Die Meteorologen sind in ihrer Studie davon ausgegangen, dass es für Wander-Tourismus, Nautik-, Golf-, Rad- und Kultur-Tourismus jeweils ideale Wetterbedingungen gibt. Die Frage war nun: Nimmt die Häufigkeit dieser Bedingungen mit dem Klimawandel zu oder ab?
Die noch nicht veröffentlichte Studie ergibt, dass Radsportler in Zukunft im Frühjahr und im Herbst häufiger ideale Bedingungen vorfinden werden. Dasselbe gilt für den Nautik- sowie den Wander-Tourismus. "Das Klima in der Nebensaison wird angenehmer", sagt Romero. Und so gibt es im Zusammenhang mit dem Klimawandel nun also doch einmal eine gute Nachricht. Was trotz aller Anstrengungen bisher nicht gelungen ist, könnte der Klimawandel möglich machen: die Ausdehnung der Tourismussaison auf Herbst und Frühling.