Nach der Rettung der Passagiere der Unglücksfähre wächst die Sorge um die Umwelt. Die "Sorrento" brennt weiter auf offenem Meer und befindet sich 17 Seemeilen vor der Küste von Andratx im Südwesten von Mallorca. An Bord des Schiffes befinden sich rund 700 Tonnen Treibstoff in den Tanks. Die Behörden hatten bereits am Dienstag nicht ausgeschlossen, dass die vom Feuer stark beschädigte "Sorento" sinken könnte.
"Wir haben schlimme Momente durchgemacht. Wir waren gerade im Esssaal als das Feuer ausbrach", sagt einer der Passagiere, der spanische LKW-Fahrer Julián García. Bei einem Rettungsboot habe die Halterung geklemmt, es habe Momente der Anspannung gegeben. Rund eine Stunde hätten die Passagiere in den Rettungsbooten verbracht, bis die Hilfe eingetroffen sei.
"Es waren die schlimmsten Momente meines Lebens", sagte der Mallorquiner Manuel Oliver gegenüber der Tagezeitung Ultima Hora. Die Evakuierung sei teilweise dramatisch gewesen. Einige Passaigere wären fast von der Freitreppe ins Wasser gefallen, über die sie auf das Fährschiff "Puglia" gelangten, welches die havarierten Reisenden aufnahm.
Jetzt gilt die Hauptsorge der Umwelt. "Gott, lass sie bloß nicht untergehen", zitierte die spanische MM-Schwesterzeitung Ultima Hora einen hohen Polizeiführer der Einsatzleitung. Der Schäden für die Umwelt der Insel sowie für den Tourismus wären gravierend.
Die Umweltschutzorganisation Greenpeace forderte unterdessen, das brennende Schiff unverzüglich in den nächsten Hafen zu schleppen. Im Falle des Sinkens könnte sich dort das Auffangen der Treibstoffmengen leichter gestalten als auf hoher See. Die "Sorrento" sei mit dem Nautik-Treibstoff "Marine Fuel" betankt worden. Das Material sei leichter als Schweröl, aber es zersetzt sich rasch und lässt sich nicht so leicht einsammeln.
Die spanische Verkehrsministerin Ana Pastor war bereits am Dienstagabend im Hafen von Palma eingetroffen, um sich über den Fortgang der Bergungsarbeiten zu informieren. "Wir müssen alles tun, um ein Risiko für die Umwelt so gering wie möglich zu halten", sagte sie. Das balearische Ministerium für öffentliche Verwaltung twitterte, es seien alle Mittel zum Schutz vor einer Umweltkatastrophe vorbereitet, für den Fall, dass ihr Einsatz nötig werden sollte.
Der Ultima-Hora-Reporter Michels war einer der Journalisten, die sich am weitesten dem Fährschiff nähern konnten. Er war am Dienstagabend von Port d'Andratx aus mit einem Schnellboot in See gestochen und ortete die "Sorrento" 15 Seemeilen von der Felsinsel Dragonera entfernt. Polizeibooten schnitten den Journalisten den Weg ab. "Nähert Euch nicht weiter! Die Fähre kann explodieren."
Bereits am Dienstagabend waren rund 150 Passagiere der "Sorrento" gegen 20.15 Uhr an Bord des Fährschiffes "Puglia" in den Hafen von Palma gebracht worden. Etwa zehn Rettungsfahrzeuge, Dutzende Sanitäter und vier Sanitätszelte waren aufgeboten worden, um die Geretteten zu betreuen. Decken und Rollstühle nahmen aber nur wenige Passagiere in Anspruch. (as/zap)