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Inca und der "Dijous Bo"

Dijous Bo, der gute Donnerstag, in Inca. Archivfoto aus 2010. | Foto: Jaume Morey

Alice Weber sitzt als einzige Deutsche im Stadtrat in Inca. An diesem Donnerstag findet dort der größte Markt der Insel, der "Dijous Bo" (Guter Donnerstag), statt. Im Gespräch mit MM erklärt sie dessen Bedeutung. Nähere Infos zum Dijous Bo finden Sie hier.

MM: Sie arbeiten täglich mit Mallorquinern zusammen, sprechen fließend Mallorquin. Was bedeuten die Firas für Mallorquiner?

Alice Weber: Vor allem Tradition. Firas sind den Mallorquinern wichtig und auch jeder einzelnen Gemeinde. Denn sie bieten seit dem Mittelalter die Chance, anderen zu zeigen, was man im Dorf hat und wie schön es dort ist.

MM: Und für Sie? Was heißt für Sie Fira?

Alice Weber: Handwerk, Tradition, Qualität, Teilnahme, Familie. Und Spaß (lacht) .

MM: Sie sprechen von Qualität. Finden Sie, dass sich viele Firas in Ramschmärkte verwandeln?

Alice Weber: Generell kann es sein, dass das passiert. Aber es gibt Dörfer, die ihre Firas sehr gut vorbereiten. Da kommen Vereine, Gruppen, Politiker und Unternehmer zusammen und organisieren und das merkt man dann auch. In Sineu zum Beispiel.

MM: Kann man denn weiterhin auf Landwirtschaft aufbauen? Ist das nicht überholt?

Alice Weber: Wir in Inca bauen auch auf Altem auf. Aber der Stadtrat versucht, auch Veränderungen einfließen zu lassen. In Inca gibt es traditionell an den drei Wochenenden vor dem großen "Dijous Bo" Vorfiras. In diesem Jahr hatten sie verschiedene Themen. Die Erste hatte einen großen Landwirtschaftsbezug, die Zweite stand unter dem Motto Freizeit und an vergangenen Wochenende standen Kunst und Kunsthandwerk im Vordergrund. So versuchen wir in diesem Jahr, die Geschichte von Inca zu erzählen.

MM: Sie setzen also auf eine Mischung aus Altem und Neuem?

Alice Weber: Genau. Fira bedeutet ja, das Dorf zu präsentieren. Und das ist heute viel mehr als nur Landwirtschaft. In Inca setzen wir auf Partizipation. Die Einwohner sollen sich, ihre Produkte, ihre Hobbys und Leidenschaften präsentieren und auch zum Mitmachen einladen. Das reicht von Theaterinszenierungen über Gastronomie bis hin zu handwerklichen Workshops.

MM: Veränderung muss also nicht immer schlecht sein?

Alice Weber: Im Gegenteil. Aber die Thematik darf nicht großer Ramschmarkt werden, weder in Inca noch in anderen Dörfern! Man muss sich absolut abwenden von Kirmes und wegbleiben von billig und Plastikkram. Auch wegen der Besucher.

MM: Apropros Besucher: Sind die Deutschen besonders anspruchsvoll?

Alice Weber: Auf jeden Fall. Der Deutsche fährt nicht wegen einer Kirmes in ein anderes Dorf. Er ist sehr anspruchsvoll und will etwas Spezielles, etwas Authentisches.

MM: Am 19. November ist es so weit, der Dijous Bo steht an. Sie werden vermutlich dabei sein, oder?

Alice Weber: (überschwänglich) Auf jeden Fall! Das wird die Zusammenfassung der Vorfiras. Da ist jeder draußen, von Mittwochmorgen bis Donnerstagabend. Das ist unser Tag!

Die Fragen stellte Sophie Mono.

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(aus MM 45/2015)

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