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Bürgermeisterin von Andratx kämpft mit Erblasten

Katia Rouarch gehört der liberalen Regionalpartei PI an. | Teresa Ayuga

| Andratx, Mallorca |

Mallorca Magazin: Wussten Sie überhaupt, dass Sie nun bald 100 Tage im Amt sind?

Katia Rouarch: Ehrlich gesagt: nein (lacht). Ich hatte keine Zeit zu zählen, und es gab viele Aufgaben und Entscheidungen, die neu für mich waren. Obwohl ich schon zehn Jahre in der Politik bin.

MM: Wenn man die Bürger nach den größten Problemen im Ort fragt, wird häufig die Parksituation in Port d'Andratx genannt. Was tun Sie dagegen?

Rouarch: Wir haben dazu einige Vorhaben. Es steht eine Unterschrift aus mit den Eigentümern von Grundstücken am Hostal Catalina Vera für Parkplätze. Dann gibt es noch weitere Flächen in Andratx und den anderen Teilgemeinden. Auch die Ora (kostenpflichtige Parkplätze, d. Red.) ist ein Thema. Sie wurde vor dem Sommer eingeführt, das war für uns ein schlechter Moment. Wir haben verschiedene Probleme angesprochen, etwa das Maximum von anderthalb Stunden, dass Bootsbesitzer, die einen Tag segeln wollen, nicht ständig ihr Parkticket erneuern können. Auch den Menschen, die unseren Ort besuchen und zum Essen kommen wollen, reichen anderthalb Stunden nicht. Früher sind sie danach noch durch den Ort geschlendert und haben eingekauft. Das geht jetzt alles nicht. Aber dieses Thema wurde angegangen. Wir haben uns mit der zuständigen Hafenbehörde getroffen. Es gibt den Plan, die Regelung wieder zu ändern. Man hat erkannt, dass man sich geirrt hat. Ein positives Gespräch.

MM: Und was können Sie den Bootsbesitzern sagen?

Rouarch: Innerhalb des Hafens können die Bootsbesitzer eine Parkkarte beantragen, die für ein Jahr gilt, und das Parkthema ist gelöst.

MM: Der Club de Vela verliert die Konzession für den Sporthafen, obwohl alle zufrieden waren.

Rouarch: Das hat verwaltungsrechtliche Gründe. Es gab eine Ausschreibung und man hat den Wettbewerb nicht gewonnen, sondern andere. Wir wollen erreichen, dass die Führung des Clubs so bleibt wie sie ist. Bislang war es top, was Sauberkeit und Service für die Mitglieder betrifft. Außerdem gibt es 30 bis 40 Angestellte im Club. Wir wollen, dass die neue Leitung so gut ist wie die alte oder die alte Führung bleibt.

MM: Kaum ein Thema bewegt die Residenten in Port d'Andratx so wie die Urbanisation La Mola. Dort fehlt es seit Jahren an einer richtigen Kanalisation, die Straßen sind voller Schlaglöcher. Was tut die Gemeinde?

Rouarch: Das ist ein sehr kompliziertes Thema. Da gibt es mehrere Rechtsstreitigkeiten mit den Besitzern wegen der Lizenzen und der Erfüllung der urbanistischen Normen. Wir arbeiten daran mit unserem Stadtrat Jaime Porsell, auch für die Cala Moragues. In den vergangenen Tagen haben wir zumindest eine Lösung für den Asphalt gefunden, denn der sieht aus, als wären dort Bomben gefallen. Wir werden ein Unternehmen beauftragen, die Schlaglöcher zu beseitigen. Das wird etwa zwei, drei Monate dauern, aber auf jeden Fall vor dem Ende des Jahres geschehen. Aber das Thema mit Acciona ist offen (das Unternehmen ist unter anderem für die Kanalisation zuständig, d.Red.), und daran arbeiten wir.

MM: Was ist denn nun der Grund für die Verzögerungen?

Rouarch: Das Hauptproblem sind seit der ersten Minute die sogenannten urbanistischen Quoten (Umlage der Erschließungskosten auf die Anwohner, d.Red.). Da gab es von Anfang an Rechtsstreitigkeiten mit den Eigentümern, wir müssen wirklich alles umplanen. Wir sind dran, aber das ist einfach sehr kompliziert. Es leben dort viele Menschen, die ein Recht darauf haben, dass alles funktioniert. Viele der damaligen Bauunternehmen sind aber verschwunden. Die einzige Möglichkeit heute ist, die Quoten auf die Eigentümer der Häuser umzulegen. Sie wollen ja bezahlen und haben auch bezahlt, aber das Problem sind die Verträge (mit dem Unternehmen Acciona unter anderem, d. Red.).

MM: In Montport gibt es leerstehende illegale Bauten…

Rouarch: Da haben wir Beschlüsse zum Abriss, müssen noch entsprechende Unternehmen beauftragen. Das sind alles Erbschaften, die einem keine Freude machen…

MM: Ein Thema des Sommers waren die Überfälle der sogenannten Uhren-Bande auf offener Straße, auch in Port d'Andratx. Hat die Gemeinde daraufhin besondere Maßnahmen ergriffen?

Rouarch: Wir haben 53 Polizisten, die in drei Schichten arbeiten, und vormittags ist auch die Guardia Civil präsent. Vor einem Monat hatte ich ein Treffen mit der Guardia Civil und dem Inspektor der Ortspolizei. Dabei kam heraus, dass die Zahl der Diebstähle und Überfälle im Vergleich zum Vorjahr um 33 Prozent gesunken ist. Das ist eine gute Entwicklung, aber natürlich tun solche Vorfälle trotzdem weh. Bei uns werden aber jede Nacht Patrouillen in den Urbanisationen gefahren. Das gibt es nicht überall auf der Welt.

MM: Vor vier Jahren wurde die Gemeinde vom schlimmsten Waldbrand der Geschichte Mallorcas heimgesucht. Wie hat sich die betroffene Zone erholt?

Rouarch: Das war tragisch, alles kam zusammen, die berüchtigten dreimal 30: Weniger als 30 Prozent Luftfeuchtigkeit, mehr als 30 Stundenkilometer Windgeschwindigkeit und mehr als 30 Grad Lufttemperatur. Heute sieht man wieder Grün, wo ehemals Schwarz war. Wir versuchen alles dafür zu tun, dass die Landschaft wieder blüht. Aber was mich wirklich wütend macht, ist, dass wir vom Schützen zum Verbieten übergegangen sind.

MM: Erklären Sie das bitte…

Rouarch: Das Feuer hat so viele Hektar gefressen, die nicht gepflegt waren. Wer kleinere Grundstücke in der Tramuntana hat, darf keine Schuppen auf dem Gelände haben, wo man Werkzeuge lagern kann. Er wird also nicht dafür sorgen, dass sein Grundstück gesäubert wird. Da beißt sich die Katze in den Schwanz. Wir können diese Menschen bestrafen, aber das ist nicht der Weg. Wir versuchen, mit den zuständigen Behörden zu sprechen, aber das ist schwierig. In einigen Jahren wird sicher wieder ein Feuer kommen, wenn wir nichts unternehmen.

MM: Zur Inselpolitik: Ein Reizthema auf Mallorca ist die Diskussion um touristische Vermietung in Privathäusern. Was ist dazu die Haltung der Gemeinde Andratx?

Rouarch: In Andratx haben wir ein geringes Hotelangebot, aber eine bedeutende Zahl ausländischer Residenten. Deshalb glaube ich, dass wir uns einig sind, was die Einfamilienhäuser betrifft (Lizenzen vergeben, d.Red.). Wir sind von Seiten der PI auch dafür, die Vermietung in Mehrfamilienhäusern zu ermöglichen. Wir müssen davon ausgehen, dass es auch Leute gibt, die keine alleinstehende Finca oder ein Haus in der Cala Llamp besitzen, aber bestimmte Einnahmen benötigen, um finanziell das Ende des Monats zu erreichen. Aber auch das ist ein kompliziertes Thema, zum Beispiel wenn einer aus der Eigentümer-Gemeinschaft in einem Apartmenthaus nein sagt. Letztlich hängt die Entscheidung aber vom Inselrat ab. Dieser sagt uns, wo man in Andratx diese Art von touristischem Angebot machen kann. Derzeit warten wir darauf, welche Zonen das werden.

MM: Haben Sie persönlich Verständnis für die Antitourismus-Proteste auf Mallorca, die gerade im Ausland stark wahrgenommen werden.

Rouarch: Ich teile deren Ansichten nicht. Wir leben vom Tourismus. Ich verstehe, dass wir vielleicht in Teilen von Palma oder in Magaluf Probleme haben, aber nicht auf der Insel insgesamt. Es braucht ein bisschen Gemeinschaftssinn, mehr nicht. Ich weiß aber, dass die Proteste im Ausland sehr stark wahrgenommen werden. Ich bin selbst Französin und habe oft Besuch aus Frankreich, der mich fragt: Katia, was ist hier los? Aber die, die wir hier leben, nehmen das gar nicht so wahr.

MM: Wie haben Sie als Zugezogene Mallorca und seine Bewohner empfunden?

Rouarch: Im ersten Moment sind die Mallorquiner vielleicht etwas verschlossen, aber das ist normal für eine Insel. Wenn sie sich dann öffnen, tun sie es richtig! Sie geben unheimlich viel, lernen Sprachen und wollen niemanden ausschließen. Letztlich ist es ein Volk von Seefahrern, die selbst rausgekommen sind.

MM: Verfolgen Sie eigentlich die deutschen Wahlen?

Rouarch: Um ehrlich zu sein, ich verfolge in diesen Tagen eher das Geschehen in Katalonien.

MM: Und was sagen Sie zur Entwicklung dort?

Rouarch: Dazu kann ich nur sagen: Jedes Volk der Welt hat das Recht zu wählen. Es war ein Irrtum der spanischen Zentralregierung, die Bevölkerung Kataloniens nicht schon vor fünf, sechs Jahren wählen zu lassen. Dann hätten wir jetzt nicht diese Probleme.

MM: Kehren wir zurück nach Andratx: Was steht für den Rest Ihrer Amtszeit an?

Rouarch (lacht): Wir wollen auf jeden Fall das Parkproblem lösen, Grundstücke kaufen, um mehr Stellflächen zu schaffen. In Andratx haben wir ferner ein Grundstück für ein Altersheim im Blick. Ich glaube, dass das sehr wichtig ist für die Gemeinde. Dann müssen wir endlich die urbanistischen Regeln, die "normas subsidarias", verabschieden, die uns, den Bauherren, Bauunternehmern und Technikern die notwendige Ruhe geben. Das klingt nicht monumental, aber das ist mir egal, weil es notwendig ist. Die Leute werden es dir auf lange Sicht danken.

Die Fragen stellte MM-Mitarbeiter Thomas Zapp

(aus MM 37/2017)

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