Vor sechs Jahren war Bartolomé Sbert, der damalige Geschäftsführer der Cursach-Gruppe und die rechte Hand des sogenannten Diskotheken-Königs Bartolomé Cursach, auf Mallorca der Korruption beschuldigt und anschließend in Untersuchungshaft genommen worden. Vor wenigen Wochen endete der aufsehenerregende Prozess mit Freispruch. Sbert und auch sein damaliger Chef Cursach waren bis dahin längst auf freien Fuß gesetzt worden. Jetzt müssen die einstigen Ermittler des Falles, der suspendierte Ermittlungsrichter Manuel Penalva und der ebenso zwangsbeurlaubte Staatsanwalt Miguel Ángel Subiran, sich vor der Justiz verantworten wegen des Vorwurfs unzulässiger Ermittlungsmethoden und illegaler Festnahmen. Beiden drohen hohe Haftstrafen.
Der spanischen MM-Schwesterzeitung Ultima Hora hat Sbert jetzt exklusiv ein Interview gegeben. „Für Penalva und Subirán empfinde ich Mitleid, aber keinen Hass.“ Die beiden hätten durch ihr Verhalten ihre Karrieren, ihre Existenzen zerstört, und ihre Familien werden die Leidtragenden sein. „Um ehrlich zu sein, erfüllt es mich nicht mit Freude, wenn sie in Haft müssen. Sie hätten nicht tun sollen, was sie getan haben. Ich hatte Momente großen Hasses, aber meine Tochter sagte zu mir: ,Ich habe es geschafft, niemanden zu hassen, und jetzt bin ich glücklicher’.“ Die Tortur, die Penalva und Subirán bereits durchzumachen haben, sei nicht zu beschreiben. „Dies ist mein erstes freies Weihnachten. Sie hingegen befinden sich auf dem Weg zu den Qualen, die wir durchgemacht haben, und das wünsche ich niemandem.“
Sbert sagte gegenüber Ultima Hora, dass er durch den Prozess sozial und wirtschaftlich ruiniert sei. All seine Ersparnisse seien aufgebraucht, er habe rund eine Million Euro verloren, müsse jetzt in seinem fortgeschrittenen Alter wieder bei null anfangen. Über die Nummer eins des Konzerns, seinen ehemaligen Chef, sagte Sbert: „Wir arbeiteten zwanzig Jahre zusammen. Wir sind ehrlich gewesen. Sie haben uns unter die Lupe genommen und nichts gefunden.“ Tolo Cursach sei ein Mann, der Wort halte. Beide waren in Haft genommen worden. Man habe versucht, sie zu nötigen, belastende Aussagen über mallorquinische Politiker zu machen.
Die Erfahrungen im Gefängnis schilderte Sbert so: „Wir waren in der Untersuchungshaft und die Zelle kann man nur als Toilette mit zwei Betten bezeichnen. Am Anfang waren wir sehr angeschlagen. Dann arbeitete ich im Gefängnis als Bibliothekar und leitete das Begrüßungskomitee. Das Wichtigste im Gefängnis ist, sich selbst zu beschäftigen. Das Schlimmste ist das Leiden der Familie.“
In jener Zeit starb Sberts Vater. Die Familie hatte vor dem hochbetagten Senior die Inhaftierung des Sohnes geheimgehalten. „Es war schrecklich. Er wusste nicht, dass ich im Gefängnis war. Mein Vater las immer Ultima Hora, und meine Schwester kam früh nach Hause, um alles, was sich auf mich bezog, aus der Zeitung zu entfernen. Einmal in der Woche telefonierte ich vom Gefängnis aus mit ihm und er fragte mich: "Warum kommst du mich nicht besuchen? Ich sagte ihm, dass ich auf einer Reise in Brasilien sei. Eines Tages kamen meine Frau und meine Töchter um neun Uhr morgens, um mir mitzuteilen, dass mein Vater gestorben war ... Ich konnte mich nicht von ihm verabschieden. Das ist nicht fair.“
Sbert war in den Jahren des Verfahrens zeitweise so am Tiefpunkt, dass er sich das Leben nehmen wollte. „Ohne meine Psychotherapeuten hätte ich mich umgebracht. Ich stand auf der Autobahnbrücke von Son Rapinyà und hatte die Hand am Geländer. Ich sagte mir, die Fallhöhe wird mich nicht töten, aber ein Auto wird mich überrollen …“
Für die drei Richterinnen, die nach dem komplizierten und „vergifteten“ Prozessverfahren den Freispruch verkündeten, ist Sbert voll des Lobes. Sie hätten ganze Arbeit geleistet. „Ich habe meinen Glauben an die Justiz wiedererlangt.“ Gleichwohl werde es weiterhin Menschen geben, die nicht von der Unschuld des Freigesprochenen überzeugt sein werden. „Ja, wir werden für diese Menschen weiterhin ,die Mafia' sein. Für Leute, die ihn nicht kennen, werde das "schwarze Lügengespinst" fortbestehen. "Es ist nur ein Teil unseres Namens reingewaschen worden“, sagt Sbert.
Das vollständige Interview auf Spanisch lesen Sie hier
Das Interview wurde zudem auf Video aufgezeichnet: