Der Meeresspiegel ist an einigen Küstenabschnitten Mallorcas in den vergangenen Tagen um 23 Zentimeter gesunken, was dazu führte, dass jetzt viel mehr Flächen als üblicherweise trocken liegen. An manchen Stellen waren die Küstenabschnitte plötzlich unverhofft 20 Meter breiter. Wer in den letzten Tagen entlang der Uferpromenaden und Strände spazieren ging, konnte das Phänomen deutlich sehen. Nach Angaben des staatlichen spanischen Wetteramts Aemet handelt es sich dabei um ein "normales" Naturereignis im Winter, das auf Mallorca unter dem Namen "setges de gener" bekannt ist.
Für gewöhnlich beträgt der Luftdruck auf Meeresniveau 1013 Hektopascal (hPa). Bereits eine Abweichung von einem Hektopascal ruft eine Veränderung des Meeresspiegels um einen Zentimeter hervor, erklärt María José Guerrero der MM-Schwesterzeitung Ultima Hora. Da sich über Mallorca in den vergangenen Tagen ein Hochdruckgebiet ausbreitete, liegen die Messwerte bei 1036 hPa. Dadurch sank der vertikal gemessene Wasserspiegel ungewöhnlich stark.
Das Phänomen ist wissenschaftlich als inverser Barometereffekt bekannt und beschreibt den hydraulischen Ausgleich von Luftdruckschwankungen durch den Meeresspiegel. Somit senkt sich der Meeresspiegel, sobald der Luftdruck zunimmt. In der umgekehrten Situation, also bei Tiefdruckgebieten, steigt der Meeresspiegel an. Kommen dann noch Sturmböen hinzu, die häufig mit einem Anstieg des Meeresspiegels einhergehen, kommt es zu einer doppelten Schadenswirkung: Die Wellen dringen weiter in das Land ein und die Schäden sind weitreichender.