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So kommt Mallorca an seine Eiswürfel

In Palmas Gewerbegebiet steht Spaniens älteste Eisfabrik. MM wurde bei arktischen Temperaturen zu einer Besichtigungstour eingeladen

Cooles Business: Die Eismaschine der Fabrik produziert knapp 2000 Eiswürfel pro Minute. | Plozano

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Abilio Fernández hat das Ding ins Herz geschlossen. „Ich habe es irgendwann Harry getauft, obwohl ich mir nicht sicher bin, ob es Männchen oder Weibchen ist”, scherzt der Geschäftsführer der in Palmas Gewerbegebiet Son Castelló ansässigen Firma „Hieloen Cubitas”, während Harry gerade vor uns eine Palette mit 400 Kilo gefrorenem Eis in eine Ecke des Laderaums hebt. Ein Klacks für den drei Meter hohen, orangefarbenen Roboter-Arm, dessen Aufgabe es ist, jeden Tag abgepackte Eiswürfeltüten im Lagerraum zu stapeln.

Die Produktion in der Fabrik läuft vollautomatisch, muss aber permanent überwacht werden. „Die Anlage stammt aus den USA, wo die besten Eismaschinen herkommen”, verrät Fernández stolz. Weniger zufrieden ist er über das Wasser von Palmas städtischen Wasserwerken Emaya. „Angeblich ist es für den menschlichen Genuss genießbar. Das möchte ich bezweifeln”, sagt der Chef und zeigt danach auf eine Apparatur weiter hinten in der Halle. Es handelt sich um eine Osmose-Anlage, mit der das von Emaya gelieferte Wasser aufbereitet, von jeglichen organischen und chemischen Rückständen gereinigt wird.

Erst dann wird es in den oberen Teil der Anlage gepumpt, in die gewünschte Form gegossen und dann schock-gefroren. Über ein Förderband werden die einzelnen Würfel dann zu den jeweiligen Abfüll-, bzw. Verpackungsmaschinen transportiert. Roboter Harry stapelt die Eiswürfel-Tüten dann auf Paletten, die anschließend in den Lagerraum gebracht werden. „Wir produzieren nicht für das Tagesgeschäft, sondern für Großhändler. Wir versorgen andere Eisfabriken oder Vertriebsfirmen mit unserer Ware”, erklärt Fernández. Der derzeitige Lagerbestand umfasst etwa 600.000 Eiswürfelbeutel à zwei Kilogramm. „Das entspricht in etwa drei Millionen Eiswürfeln”.

Eiswürfel sind natürlich nicht gleich Eiswürfel. „Wir stellen derzeit drei Arten her. Zum einen den klassischen Würfel in konischer Form, der zwischen 38 und 40 Gramm wiegt. Ich habe aber auch Röhreneis, das zylindrisch ist und etwa 70 Gramm wiegt. Und schließlich das Crush-Ice, das speziell für Cocktails geeignet ist”, führt Fernández aus, während dem Autoren dieser Zeilen sowie der Fotografen-Kollegin so langsam die Finger steif werden. Zwischen 12 und 18 Grad Celsius unter null herrschen in den sechs großen Depots der Fabrik. Kein Grund also, um hier auch nur eine Sekunde länger zu verweilen.

„Unsere Firma ist die älteste Eisfabrik in Spanien”, behauptet der Geschäftsführer. 1972 sei sie von dem Unternehmer Miguel Frau gegründet wurden, der sich nach einem Besuch in den USA die gesamte Anlage nach Mallorca haben bringen lassen. Dass die Eiswürfelmarke später den Namen Sahy erhielt, geht auf eine Reise des Mallorquiner nach China zurück. „Der Name einer für mich unaussprechlichen Ortschaft im Reich der Mitte habe Miguel Frau irgendwann auf die Bezeichnung Sahy gebracht. Eigentlich nicht der Rede wert”, sagt Fernández.

Die Fabrik sei im Laufe der vergangenen Jahre immer weiter automatisiert worden. „Früher arbeiteten hier mehr als 20 Angestellte, heute sind es gerade einmal sieben”.

Zwischen Mitte November und Ende März wird die Produktion auf null gefahren. „Wir nutzen die Zeit für Reparatur- und Wartungsarbeiten den Maschinen. Dank unserer hohen Lagervorräte und aufgrund der sinkenden Nachfrage müssen wir über die Wintermonate kein Eis produzieren.

Ob es dieses Jahr wie 2022 aufgrund der steigenden Zahl von Hitzewellen erneut zu einer Verknappung von Eiswürfeln auf der Insel kommen könnte? „Nein, vor zwei Jahren kam die Meldung über eine mögliche Verknappung irgendwie in Umlauf und die Leute begannen wie zu Corona-Zeiten Eiswürfel in Massen zu kaufen und zu horten. Solange es Wasser gibt, wird es auch Eiswürfel geben”, sagt Fernández.

Ein großes Geschäft sei die Produktion der Würfel nicht. Oder zumindest nicht mehr so wie früher, wie er relativiert. „Es gibt auf der Insel eine Handvoll Eisfabriken, die Mehrzahl mit hauseigenem Vertrieb für Hotels, Restaurants, Supermärkte, Tankstellen oder auch Privatleute. Das ist ein Riesenaufwand, der sich meiner Meinung kaum noch rentiert. Als Großhändler mit ganzjähriger Lagerware haben wir keine Vertriebskosten, dafür aber mit den steigenden Strompreisen zu kämpfen”, sagt Fernández. Bis zu 30.000 Euro im Monat muss er für die elektrische Kühlung seiner Anlage berappen, dazu kommen die Ausgaben für Tausende von Plastiktüten, die aufgrund der spanischen Lebensmittelverordnung nur zu maximal 30 Prozent aus recyclebarem PVC bestehen dürfen. Und dann die Personalkosten.

Außer für Harry. „Der fragt nie nach Urlaub oder Lohnerhöhung. Ich mag ihn, ist echt ein cooler Typ”, sagt Fernández und muss dabei lachen.

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