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Rätselhafter Fall auf Mallorca: War die Hausbesetzung in der Cala Bona nur Show?

Anwohner und Eigentümergesellschaft schießen sich zunehmends auf den Verwalter des Aparthotels "Sol y Mar" ein. Diesem unterstellen sie ein finanzielles Interesse an den Geschehnissen.

Mitarbeiter der Ferienanlage "Sol y Mar" bei Aufräumarbeiten. | Alejandro Sepúlveda

| | Palma, Mallorca |

Eine Woche nachdem das besetzte Aparthotels "Sol y Mar" auf Mallorca landesweit in die Schlagzeilen geraten war, kehrt in der Cala Bona nur langsam Ruhe ein. Zwar haben die letzten Besetzer das Gebäude am vergangenen Wochenende freiwillig verlassen, doch treten fast im Tagesrhythmus neue Details an die Öffentlichkeit.

Anwohner zeigen sich angesichts der jüngsten Entwicklungen zunehmend skeptisch. "Hier ist etwas faul, und manche Leute wissen zu viel, etwa über die 240.000 Euro", sagte ein Nachbar, der anonym bleiben möchte, am Dienstag der MM-Schwesterzeitung "Ultima Hora". Die beachtliche Summe soll der Verwalter von "Sol y Mar" der Eigentümergesellschaft der Ferienanlage schulden.

Die Vorwürfe der Eigentümergesellschaft gegen den Verwalter wiegen schwer. Dieser soll die Besetzung gefördert haben, um von eigenen finanziellen Problemen abzulenken. Mit dieser Anschuldigung steht der Eigentümer nicht allein da. Auch mehrere argwöhnische Anwohner ließen am Dienstag durchblicken, dass es einen direkten Zusammenhang zwischen den hohen Schulden des Verwalters und der Hausbesetzung gebe.

Misstrauisch, so die Lokalzeitung, mache sie vor allem das ominöse Angebot einer namentlich nicht genannten Firma oder Gruppe von Personen, gegen Bezahlung der Besetzung "rasch ein Ende zu setzen". Weder die Eigentümergesellschaft noch die Behörden gingen jedoch auf diesen Vorschlag ein.

Erstmals geriet am Dienstag auch der Vater des Verwalters des Aparthotels in den Fokus der Berichterstattung. Dieser soll zwischen 1998 und 2014 mehrere Personen um insgesamt eine halbe Millionen Euro betrogen haben, will "Ultima Hora" erfahren haben. Vor der Justiz habe sich der Mann bislang aber nicht verantworten müssen. Der entsprechende Prozess soll aber unmittelbar bevorstehen.

Überdies soll der Verwalter gegenüber den Medien anfangs falsche Angaben gemacht haben. So seien erste Berichte über etwa 30 Besetzer deutlich übertrieben gewesen. "Es waren höchstens fünf oder sechs Personen, die sich manchmal am Pool trafen", so ein gut informierter Anwohner gegenüber dem Lokalblatt.

Die letzten Besetzer hatten das Gebäude nach einer Vereinbarung mit der Eigentümergesellschaft am zurückliegenden Freitag und Samstag freiwillig verlassen. In dem Schriftstück wurde ihnen zugesichert, dass sie keine rechtlichen Konsequenzen fürchten müssten. Mitarbeiter der Eigentümergesellschaft arbeiten mittlerweile daran, die Ferienanlage für die kommende Tourismussaison auf Vordermann zu bringen. In diesem Rahmen müssten unter anderem Türen und Fenster, die während der Besetzung aufgebrochen wurden, repariert werden, so die Zeitung.

Unterdessen hat Polizei ihre Präsenz im Einzugsbereich des Aparthotels erhöht. "Wir fühlen uns dadurch deutlich sicherer, weil regelmäßig Streifen vorbeifahren", sagte einer der Nachbarn. Ungeachtet dessen fordern sie strengere Gesetze gegen Hausbesetzungen.

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