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WOHNUNGSMISERE

Unerwünschte Dauerparker auf Mallorca: Regionalpartei bricht Lanze für Wohnmobile

Més per Mallorca beklagt, dass die Regierenden auf der Insel nur mit verschärften Verordnungen reagieren, anstatt die Wohnungsproblematik an der Wurzel zu packen.

Die meisten Wohnmobile stehen hier länger als erlaubt: Szene vom Strand in El Toro (Calvià). | R.D.

| | Palma, Mallorca | |

Zum Wohnsitz zweckentfremdete Wohnmobile gehören inzwischen zum Landschaftsbild Mallorcas wie die Windmühlen. Die Partei Més hat am Mittwoch die "in alarmierender Weise zunehmende Zahl von Wohnmobilsiedlungen" auf der Baleareninsel angeprangert. Den Grund hierfür lieferte die einflussreiche Regionalpartei gleich mit: das "irrsinniges Preisniveau" auf dem Immobilienmarkt.

Tatsächlich ist in übereinstimmenden Medienberichten seit geraumer Zeit von Campersiedlungen im Großraum Palma, in Marratxí, Calvià, Andratx und Llucmajor die Rede. "Die Mietpreise steigen weiter in die Höhe, und weil bezahlbarer Wohnraum fehlt, sehen sich immer mehr Menschen gezwungen, in Wohnmobilen zu leben", beschrieb Més-Sprecherin Neus Truyol gegenüber der MM-Schwesterzeitung "Ultima Hora" die Lage. Wohnmobile als Wohnungsersatz seien "längst keine Ausnahme ", sondern strukturelle Realität im Großraum Palma".

Die auf den Balearen und in der Mehrheit der Kommunen regierende Volkspartei PP macht Truyol für die Misere mitverantwortlich. Die Konservativen würden die Wohnungskrise in einen "Krieg gegen Wohnmobilbewohner und gegen jene Menschen verwandeln, die wegen der hohen Wohnkosten nicht über die Runden kommen", so die Kritik ihrer Partei.

Als Beispiel führte sie die Reaktion des Bürgermeisters von Palma, Jaime Martínez (PP), an. Anstatt für mehr bezahlbaren Wohnraum zu sorgen, so Truyol, habe dieser die städtische Verordnung samt Bußgeldkatalog verschärft. Die Stadt bittet seit Kurzem Wohnmobilbewohner bei Verstößen dieser Art mit bis zu 1500 Euro zur Kasse.

Damit sei den Menschen in ihre Notlage nicht geholfen. "Die Verordnung der PP verbessert das Zusammenleben nicht, sie vertreibt nur Menschen, die nicht in ihr elitäres Stadtmodell passen", so Truyol. Damit würde das Problem nicht gelöst, sondern lediglich ausgelagert werden.

Auch in vom Tourismus abhängigen Gemeinden wie Calvià wird die Situation nach Lesart der Regionalpartei "immer dramatischer". In der Westküstengemeinde sei Mieten inzwischen "ein Luxus", sagte Joan Venys von Més per Calvià. Zunehmend mehr Arbeitnehmer seien gezwungen, in Wohnmobilen zu leben. Weite Teile der Politik ignorierten das Problem und schürten so nur die Spekulation an, sagte der Kommunalpolitiker.

Die Vertreter von Més fordern die Behörden abschließend auf, statt Vertreibung und Bestrafung der Betroffenen "endlich wirksame Maßnahmen gegen die Wohnungsnot" zu ergreifen und bezahlbaren Wohnraum zu garantieren. "Wir dürfen nicht vergessen, dass diese Menschen nicht aus Vergnügen in Wohnmobilen leben", so Aina Amengual, Sprecherin von Més per Marratxí.

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