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"SUPERMARKT DER DROGEN"

Kräftemessen zwischen Stadt Palma und Drogenclans erreicht nächste Eskalationsstufe

Erst am Dienstag waren die Behörden mit Polizei und Baggern angerückt, um illegale Bauten niederzureißen. Die Gitano-Clans ließen sich davon aber offenbar wenig beeindrucken – und antworteten umgehend.

Palmas Drogensiedlung Son Banya war am Donnerstag einmal mehr Schauplatz einer polizeilichen Großaktion. | UH

| | Palma, Mallorca |

Die Stadtverwaltung von Palma und alteingesessene Drogenclans in der slumartigen Siedlung Son Banya liefern sich derzeit ein skurriles Kräftemessen: Am Donnerstagmorgen rückten städtische Arbeiter unter Polizeischutz zum zweiten Mal binnen weniger Tage an, um zwei neu errichtete illegale Verkaufszelte abzureißen. Zwischen der Stadt und den zumeist kriminellen Clans schwelt seit Monaten ein offener Konflikt um illegale Baumaßnahmen.

Palmas Bürgermeister Jaime Martínez (Volkspartei PP) kündigte an, er werde bei Verstößen gegen Bauvorschriften "eine Null-Toleranz-Politik" verfolgen. Nach Angaben der MM-Schwesterzeitung "Ultima Hora" schritt das behördliche Abrisskommando erst dann zur Tat, als die Kinder der Gitano-Siedlung in der Schule waren. Es sei zu befürchten gewesen, so ein Sprecher der Stadtverwaltung, dass die Clans Minderjährige als "menschliche Barriere" missbrauchen könnten.

Mit dem Errichten der Zelte verfolgen die Clans offenbar eine neue Verkaufsstrategie. Anstatt wie bisher die Drogen direkt an den Hütten der dort lebenden Familien zu verkaufen, werden die Deals nun in sicherem Abstand unter dem Schutz großer Partyzelte abgewickelt. Grund für den Strategiewechsel, so die Stadt, sei vermutlich der vermehrte Einsatz von Überwachungsdrohnen durch die Polizei. Diese hätte die Drogengeschäfte zuletzt aus der Luft gefilmt und als belastendes Beweismaterial der Justiz zur Verfügung gestellt.

Erst am zurückliegenden Dienstag hatte ein Großaufgebot von 65 Polizisten eine umfangreiche Abrissoperation durchgeführt. Bei dem Einsatz wurden laut Behördenangaben verschiedene illegal durchgeführte Bauvorhaben zerstört, darunter sieben illegale Verkaufsstände, eine 90 Meter lange Betonpiste und ein Kreisverkehr. "Son Banya wirkte wie eine geteilte Siedlung, ganz im Stile Berlins vor dem Mauerfall", beschrieb der Einsatzleiter gegenüber "Ultima Hora" die Lage.

Doch die wiedereingekehrte Ordnung hielt keine 24 Stunden. Kaum war das Abrisskommando abgezogen, sollen die acht Drogenbosse der Siedlung die Anweisung ausgegeben haben, zumindest die Verkaufspunkte wieder aufzubauen. Noch am selben Nachmittag, so die Zeitung unter Berufung auf Informanten, sollen die Clans die Zelte in einem Einkaufszentrum erworben und kurz darauf errichtet haben.

Die Stadtverwaltung kündigte nach dem neuerlichen Abriss am Donnerstag an, jede weitere bauliche Veränderung sofort "in Schutt und Asche" zu legen. Beobachter gehen davon aus, dass der Konflikt um die illegalen Bauten im sogenannten supermercado de las drogas seinen Höhepunkt noch nicht erreicht hat.

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