Es war ein sonniger Dienstag (15.4.) auf Mallorca, irgendwo zwischen Frühlingsidylle und Vorferienwahn, als der Verkehr rund um Sóller mal wieder kollektiv den Rückwärtsgang einlegte – zumindest gefühlt. Hupen, Bremslichter, genervte Gesichter: Der Sa Mola-Tunnel zwischen Sóller und dem Hafen musste am Nachmittag dichtmachen, weil einfach nichts mehr ging. Überfüllung. Der Sommer lässt noch auf sich warten, aber die Blechlawinen sind schon da.
Gegen 17.30 Uhr gingen die Schranken runter – und mit ihnen auch das letzte Quäntchen Hoffnung für jene, die noch rechtzeitig zum Abendessen nach Hause wollten. Schon am Vormittag war die Gegend um den Hafen im Stau erstarrt, eine hübsche Mischung aus Pendlern, Touristen und Ausflüglern, die alle zur selben Zeit dieselbe Straße teilen wollten. Wer von Lluc kam, traf auf die neue Realität der Serra de Tramuntana: ein einziger Flaschenhals, der sich Tunnel nennt und regelmäßig implodiert. Im vergangenen Jahr übrigens gleich mehrfach – auch da musste der Sa Mola-Tunnel immer wieder kurzfristig schließen. Man könnte fast meinen, es gäbe da ein wiederkehrendes Muster.
Stau vom Frühstück bis zur Tagesschau
Die Wut der Autofahrer war jedenfalls nicht zu überhören. Fast eine Stunde brauchten manche für die kurze Strecke zwischen Sóller und dem Hafen – eine Strecke, die in der Nebensaison eigentlich zur Kategorie „mal eben schnell“ gehört. Doch „schnell“ ist in Sóller derzeit relativ. „Langsam zerfällt unsere Infrastruktur im Rhythmus des Verkehrs“, klagen viele Bewohner, die für alltägliche Wege auf ein öffentliches Verkehrsnetz hoffen, das leider längst selbst am Limit operiert. Lange Warteschlangen, überfüllte Busse, und der Zug nach Palma ist auch nicht immer eine Garantie auf Bewegung statt Stillstand.
Mallorca plant – irgendwann
Was sagen eigentlich die Verantwortlichen? Bürgermeister Miquel Nadal versichert, man arbeite „mit Nachdruck“ an Verbesserungen. Was konkret passieren soll, bleibt wie so oft im Nebel der Ankündigungen. Lösungen seien versprochen, heißt es. Irgendwann. Vielleicht noch vor dem Sommer. Vielleicht auch nicht. Bis dahin bleibt den Menschen zwischen Sóller und Port de Sóller nur das Prinzip Hoffnung – oder ein sehr früher Aufbruch am Morgen, am besten mit Thermoskanne und Podcast. Mallorca hat ein Verkehrsproblem, das sich nicht wegmeditieren lässt. Und ein Tunnel, der schon im Frühling die Nerven verliert, wird im Juli wohl endgültig in die Knie gehen.