1: Zweigeteilte Wohnzone:
Die Touristenhochburg S’Arenal (auf Katalanisch), El Arenal (auf Spanisch) oder schlicht Arenal auf Deutsch ist offiziell von einer Grenze zerschnitten. Diese wird vom Torrent de Jueues, auf Deutsch „Juden-Bach“ gebildet, der von den Urlaubern meist als ein trockenliegedes und ausbetoniertes Flussbett wahrgenommen wird. Westlich davon lieg der Ortsteil S’Arenal de Palma, östlich S’Arenal de Llucmajor. Das heißt, es sind zwei Rathäuser, Palma und Llucmajor, für das Gebiet zuständig, mit entsprechend unterschiedlicher Lokalpolizei. Bei schweren Verbrechen wie Mord und Totschlag oder organisierter Kriminalität ist auf der Palma-Seite die spanische Nationalpolizei zuständig, auf Llucmajor-Gebiet hingegen die Guardia Civil.
2: Offizieller Grenzpunkt
Die Gemarkungslinie, die so gut wie keinem Besucher ins Auge fällt, ist seit dem 19. Jahrhundert deutlich gekennzeichnet, wenn man genau hinsieht. Es gibt einen Markierungspunkt: Die Säule aus rötlichem Stein befindet sich mitten in dem ausbetonierten Flussbett, an der untersten Brücke, kurz vor der Einmündung der Torrents am Strand, direkt vor dem mittleren Brückenpfeiler auf der Landseite.
3: Eine Brücke für die Eisenbahn
Über das Bachbett, das bei starken Regenfällen auch schon einmal die Ufer fluten lässt, führen vor Ort vier Brücken. Drei für Autos und Fußgänger sowie jene, die am weitesten vom Meer entfernt ist. Es ist eine kuriose Konstruktion von enormer Höhe und eindrucksvollen Bögen. Heute kann man zu Fuß über das Bauwerk marschieren und hat eine ungeahnte Aussicht auf die beiden Stadtteile. Über diese Brücke rollten einst Züge auf der Bahnlinie Palma – Llucmajor – Campos – Santanyí. Der Verkehr existierte von 1916 bis 1964. Ja, Arenal war einst von Palma aus per Bahn zu erreichen.
4: Die ältesten Sommervillen
Auf der Palma-Seite entstanden im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts die ersten Sommervillen auf einemen parzellierten Gelände, eine der Straßen heißt noch heute Carrer de ses Parcel·les, die Parzellen. Hier wurden im einstigen Kiefernwald schmucke Bürgerhäuser erbaut. Die Villa Romana von 1935, direkt gegenüber dem Restaurant „Deutsches Eck“, zählt zu ihnen sowie weitere Villen dieser Art in der Straße Miquel Pallicer nebenan.
5: Der Namensgeber der Bierstraße
Direkt neben dem Deutschen Eck beginnt die heute als „Bierstraße“ bekannte Kneipenmeile. Im Stadtplan ist die Straße hingegen nach Miquel Pallicer benannt. Dieser Mann stammte aus Tarragona in Katalonien, lebte von 1896 bis 1969 und förderte als Bauunternehmer die Besiedlung der Zone. Er ließ die sommerlichen Einfamilienhäuser von namhaften Architekten im Sinne einer Gartenstadt anlegen. Die Zone wurde auch „Las Maravillas“ (die Wunder, oder die Wunderbaren) genannt. Das Areal heißt heute noch so, auch wenn von der einstigen Sommersiedlung nur noch an wenigen Immobilien das damalige Ambiente nachempfunden werden kann.
6. Dünen
Der ehemalige Kiefernwald, der hinter dem Strand der Playa de Palma wuchs, war durchzogen von bis zu zwölf Meter hohen Sanddünen, die sich aus prähistorischer Zeit in einiger Entfernung zum Meer parallel zum Strand hinzogen. Die allermeisten von ihnen wurden im Zuge der Bebauung beseitigt. Es gibt aber noch Relikte, etwa im weitläufigen Garten einer Villa an der Ecke der Straßen Carrer de les Parcel·les und Carrer de la Mar Jónicaeiner, oder, noch eindrucksvoller, in der Grünzone des Park Llaut vor dem Fünf-Sterne-Hotel Iberostar Selection Llaut Palma.
7. Eines der ältesten Hotels
Die allerersten Übernachtungsherbergen an der Playa de Palma, insbesondere in Arenal, eröffneten bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Großzügige Urlauberhotels am Strand wurden jedoch erst in den 1950er Jahren eröffnet. Eines der ersten von ihnen war das Hotel Acapulco, das heute zur Kette Grupotel zählt und 1958 in Betrieb ging. Sein auffälligstes Kennzeichen bis heute: die im Halbrund geformte Front des Gebäudes zur Meerseite hin.
8. Der Pionier unter den großen Strandhotels
Noch länger in Betrieb ist das Riu Hotel San Francisco an der Playa de Palma. Heute liegt es im Zentrum der neuralgischen Partyzone zwischen Bierstraße und Schinkenstraße. Das Hotel eröffnete 1953 und ist seitdem von der Familie Riu immer wieder erweitert und modernisiert worden, zuletzt umfassend im Jahre 2014. Die Renovierung umfasste die Aufstockung des Gebäudes um ein zusätzliches Stockwerk, wodurch die Zimmeranzahl von 133 auf 165 erhöht wurde. Zudem wurde das Hotel in ein Adults-Only-Haus umgewandelt und die Kategorie auf Vier-Sterne-Plus angehoben.
9. Ein unscheinbarer Firmensitz für einen Global Player
Die Hoteliersfamilie Riu ließ gegenüber der Weißen Strandkirche von S’Arenal 1982 das nach ihr benannte Riu-Center errichten. Die kleine Ansiedlung im weißen Hacienda-Stil mit Türmchen, Bögen und Innenhöfen ist dem Gottesbau von 1922 angelehnt und beheimatet Lokale, Bars und Läden. Bis auf den Namen und einige Türschildchen verweist indes kaum etwas darauf hin, dass es sich hier auch um den Firmensitz eines Weltkonzerns handelt, der als Global Player 98 Hotels in 21 Ländern betreibt und knapp 40.000 Mitarbeiter zählt.
10. Eine Straße namens „Berlin“
Kurz vor der Gemeindegrenze zu Llucmajor zweigt eine lange Straße vom Meer ab und zieht sich die Hügel hinauf. Sie heißt ausgerechnet „Berlin“. Wollte man erreichen, dass sich die vielen deutschsprachigen Urlauber dort heimisch fühlen? Weit gefehlt! Die Straße wurde während des Spanischen Bürgerkrieges (1936 - 1939) auf den Namen der damaligen Reichshauptstadt getauft. Als Dank für die militärische Hilfe, die Hitler dem spanischen General Franco zukommen ließ. Auch die Nebenstraßen dort sind nach den Namen der verbündeten Mächte im Spanischen und Zweiten Weltkrieg, Italien, Portugal und Japan, benannt: Sie heißen Milà (Mailand), Lisboa (Lissabon) und Toquio (Tokio).
11. Auf Säulen ruht der Balkon
Arenal war bis zur Ankunft des Tourismus ein schlichter Ort, an dem vor allem Steinmetze, Fischer und Landwirte lebten. Die Steinmetze bauten an den Felsen und Klippen die Sandsteine ab, die Fischer lagerten ihre Boote auf Sand, die Landwirte nutzen das abgstorbene Seegras am Strand als Einstreu in ihren Ställen oder verfütterten das salzige Gut an ihre Tiere. Ihre Esel wuschen die Bauern mitunter im seichten Meerwasser. Die Siedlung der Bewohner wies eine eigene Architektur auf, die man heute noch in den Straßen von S’Arenal antreffen kann. Die Häuser bestehen aus Erdgeschoss und einen Stockwerk darüber. Vor der Eingangstür ruht die balkonartige Terrasse auf zwei oder vier Säulen. So entsteht ein eindrucksvolles Portal: Es beschattet den Eingangsbereich vor dem Haus, oben lässt es sich in der Sonne sitzen und den Blick in die Straße, zum Nachbarhaus oder in Richtung Meer genießen. Bevor die zahlreichen, gerade monströsen Wohnblöcke in den Himmel aufzuragen begannen, war Arenal mit seiner althergebrachten Architektur bis in die 1970er Jahre hinein ein geradezu anheimelnder Ort, der unter anderem viele Hippies aus ganz Europa anzog.
12. Der schönste Aussichtspunkt auf die Bucht von Palma
Fotos: Alexander Sepasgosarian. Und machen Sie auch bei der Umfrage (siehe unten) mit!
Kenner wissen, den besten Blick auf die Bucht von Palma und die Berge im Südwesten, hinter denen die Sonne untergeht, bietet der Bereich an der Strandbar Balneario 1. Dort ist die Rundung der Bucht von der Natur aus perfekt in Szene gesetzt. Man sieht den Strand, die Wellen, das offene Meer, die Küste, die Berge, die Weite. Auch wenn der trubelige Standort im Rücken des Betrachters nicht besonders romantisch ist, lassen sich dort viele Menschen auf der niedrigen Strandmauer nieder, um mit ihren Augen dem Lauf der versinkenden Sonne zu folgen.