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Mit Ratten und Eseln – so will die Stadt Palma Bürger und Urlauber zu zivilisiertem Verhalten bewegen

Die Inselhauptstadt soll sauberer und lebenswerter werden. Helfen soll dabei eine Kampagne, die die Werte Solidarität, Respekt und Zugehörigkeit in den Mittelpunkt stellt – und so manches Tier, mit dem niemand verglichen werden möchte.

Die vier Antihelden der Öffentlichkeitskampagne gegen unzivilisiertes Verhalten in Mallorcas Hauptstadt. | Ajuntament de Palma

| Palma, Mallorca |

Die Stadtverwaltung von Palma wird Verstöße gegen die neue Bürgerverordnung (ordenanza cívica) ab dem ersten Tag ahnden. Das Inkrafttreten steht nach Darstellung der MM-Schwesterzeitung "Ultima Hora" unmittelbar bevor. Bereits in der kommenden Woche könnte das Regelwerk im Balearischen Amtsblatt BOIB veröffentlich werden.

Auf eine Schonfrist will die Stadt bewusst verzichten. Nach monatelangen Vorbereitungen hätten den Bürgern "mehr als genug Zeit zum Informieren" zur Verfügung gestanden, sagte am Freitag die Rathausprecherin Mercedes Celeste.

Damit mit dem Inhalt der neuen Bürgerverordnung auch wirklich alle vertraut werden, startet die Stadt ab sofort mit einer Öffentlicheitskampagne. Die, so Celeste, stehe und dem Motto Per amor propi, no facis el burot (in etwa: Aus Eigenliebe, mach dich nicht zum Narren) und stamme aus der Feder der Agentur Mad Men. "Unser Hauptziel ist vorzubeugen, zu sensibilisieren und die Botschaft zu vermitteln, dass das Wohlbefinden unserer Stadt in den Händen derer liegt, die in ihr leben", so die Sprecherin.

Die Kampagne basiere auf drei Schlüsselwerten – Solidarität, Respekt und Zugehörigkeit. Die Menschen sollen damit soweit sensibilisiert werden, dass sie die Stadt als "gemeinsames Zuhause" ansähen, sagte Celeste. Und dieses müsse folglich in gemeinsamer Arbeit gepflegt werden.

In den Kampagnenmotiven werden fiktive Antihelden dargestellt, die unziviles Verhalten im öffentlichen Raum an den Tag legen: Achtloses Wegwerfen von Abfall, Besprühen von Fassaden mit Farbe, laute Trinkgelage oder das Nichtentfernen von Hundekot. Bildlich verkörpert werden diese Antihelden von Tieren, die im (nicht nur) spanischen Sprachgebrauch wenig Gutes verheißen: Esel, Schaf, Kuh und Ratte.

Mit der Kampagne beabsichtigt die Stadt, aus ihren bürgerlichen Antihelden die "wahren Helden Palmas" zu machen. Helden, die tagtäglich Verantwortung für ihre Stadt und ihr kulturelles sowie architektonisches Erbe übernehmen. Dass die Aufklärungskampagne auch auf Englisch erscheint, darf als Zeichen gewertet werden, dass die Stadt auch ausländische Besucher zu Helden formen möchte.

Zur Durchsetzung der Verordnung richtet die Stadt ein neues Überwachungsteam (Equipo Comunitario de Proximidad, ECOP) ein. Deren Mitglieder sollen in den Stadtvierteln regelmäßig patrouillieren und unziviles Verhalten ahnden. "Sollten Prävention und Sensibilisierung nicht ausreichen, werden wir handeln und die neue Verordnung mit aller Härte anwenden", sagte Celeste.

Unklar bleibt die Regelung bezüglich des Abstellens von Wohnmobilen im öffentlichen Raum. Die endgültige Fassung orientiert sich an bestehenden Verkehrsvorschriften. Zuletzt hatte die Stadtverwaltung eine härte Gangart mit Bußgeldern angekündigt. Von diesen ist jetzt in der Bürgerverordnung keine Rede mehr. Nunmehr heißt es lediglich, dass das wilde Campieren, das Abstellen von Anhängern zu Wohnzwecken und daraus resultierende Lärmbelästigung am Straßenrand verboten seien. Die Einrichtung spezieller Stellplätze für Wohnmobile schließt die Stadtverwaltung kategorisch aus.

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