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ENERGIE

Abschied von einer hass-geliebten Ikone: Mallorca schickt die "bombona" in den Ruhestand

Nach fast einem Dreivierteljahrundert soll die orangefarbenen Gasflasche durch ein zeitgemäßeres Modell ersetzt werden. Nicht nur Fincabesitzer haben ein gespaltenes Verhältnis zu dem stählernen Ungetüm.

Der Klassiker unter den mobilen Energiequellen auf Mallorca: die stählerne Gasflasche alias bombona | Foto: Europa Press

| Palma, Mallorca |

Was für französische Mägen seit gefühlten Menschheitsgedenken das längliche Brot ist, ist für unzählige Haushalte auf Mallorca die orangefarbene Gasflasche. Weder das luftig-krustige Baguette noch die unhandlich-robuste bombona sind aus dem jeweiligen Alltag wegzudenken. Noch zumindest, denn in Spanien soll sich das demnächst ändern.

Wie aus Branchenkreisen verlautet, müssen spanische Verbraucher schon bald auf die anachronistische Stahlflasche neben dem Herd verzichten. Die charakteristischen Behälter, die schon so mancher Fincabewohner zur Hölle wünschte, sollen durch neue und zeitgemäße Modelle ersetzt werden. Konkret soll das heißten: nachhaltiger, leichter und funktionaler.

Diese fast historische Änderung werde nicht zuletzt von den Herstellern vorangetrieben, schreibt die MM-Schwesterzeitung "Ultima Hora" am Mittwoch. Die bombona 2.0 soll bei professionellen Auslieferern nicht mehr für Rückenleiden sorgen und gleichzeitig Umweltschützer in Verzückung versetzen. Sprich, sie soll sich nach weit über einem halben Jahrhundert verweigerter Moderne neu erfinden.

Die unverwüstlichen Gasflaschen versorgen seit den 1950er Jahren in weitgehend unveränderter Form Haushalte auf Mallorca und dem übrigen Spanien mit flüssiger Energie. Was damals als Aktiengesellschaft mit dem Namen Butano S. A. begann, gehört heute zum Mineralölkonzern Repsol.

Besonders in ländlichen Gebieten, wo der Zugang zu moderneren Energiealternativen nur selten möglich ist, spielt die bombona eine wichtige Rolle. Anders gesagt, wo sich Fuchs und Hase gute Nacht sagen, ist sie längst eine Legende. Wenn über sie oft auch leidenschaftlich geschimpft wird.

Ihre ungewöhnliche Farbe erhielt sie seinerzeit freilich nicht zufällig. Sie soll schon aus sicherer Entfernung darauf hinweisen, dass möglicherweise Gefahr im Verzug ist – natürlich nur bei unsachgemäßer Handhabung. Und tatsächlich flog dem einen oder anderen Spanier und Nichtspanier so ein Ding schon mal um die Ohren. Mit wenig erfreulichen Folgen.

Demnächst soll es also soweit sein, die bombona 1.0 geht in den Ruhestand. Die Zeitung will erfahren haben, dass deren Nachfolger möglicherweise aus Verbundwerkstoffen wie Glasfaser und Kunstharzen hergestellt werden soll. So ganz sicher ist man sich da offenbar noch nicht. Holz komme jedoch nicht infrage, das mag beruhigend wirken. Auf alle Fälle soll sich deutlich weniger auf die Waage bekommen, ohne jedoch bei der Sicherheit Abstriche zu machen. Und ergonomischer soll die bombona 2.0 daherkommen, ohne die beiden aufgesetzten Handgriffe.

Auch dem App-Zeitalter will man bei Repsol Tribut zollen. Intelligente Technologien wie Sensoren, die mit mobilen Anwendungen verbunden sind, sollen den Verbrauchern einen digitalen Blick ins Innere der Gasflasche ermöglichen. Das hätte Beispielsweise den Vorteil, dass man nicht mehr raten und wild schütteln müsste, was die verbleibende Laufzeit einer bombona 1.0 angeht. Ein Blick auf iPhone, und schon würde klar sein, dass der Ofen demnächst kalt bleibt: "2 Prozent".

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