Der Blick von der Küstenstraße über die Serpentinen hinab nach Sa Calobra gehört zu den beeindruckendsten auf ganz Mallorca – und sorgt spätestens ab Juni auch für einen der zuverlässigsten: nämlich Stau. Wer einmal im Hochsommer mit Mietwagen oder Motorroller die engen Kehren nach Cala Tuent, oder aber auch nach Sóller oder Escorca hinuntergeschraubt ist – nur um unten keinen Parkplatz zu finden – weiß, wie schnell Urlaubsfreude in Bremsmanöver und genervtes Wenden umschlägt.
Damit soll jetzt Schluss sein. Mallorca installiert ein neues, digitales Parkleitsystem mit elf großflächigen Anzeigetafeln entlang zentraler Zufahrtsstraßen. Urlauber können nun rechtzeitig sehen, ob ihr Ziel noch Platz für sie hat – oder ob sie lieber gleich einen Plan B auspacken.
Rückwärts den Berg hoch – das war gestern
Vor allem an den Zufahrten zur Tramuntana ist Schluss mit Blindflug: Auf Tafeln an der Vía de Cintura von Palma, der Inca-Autobahn, am Sóller-Tunnel und entlang der Ma-10 (also der "Königsstraße" durch die Tramuntana) wird künftig in Echtzeit signalisiert, ob in Sóller, Sa Calobra oder Cala Tuent noch ein Parkplatz zu haben ist – oder ob das Auto sich die Aussicht von oben anschauen darf.
Gesteuert wird das Ganze zentral vom Kontrollraum des Sóller-Tunnels. Bürgermeister, Verkehrsminister und der Präsident von Mallorcas Inselrat haben das System diese Woche offiziell in Betrieb genommen. Und sie versprechen sich einiges: weniger Verkehrschaos, weniger Abgase – und deutlich weniger Urlaubsfrust, wenn die Anfahrt zur Traumbucht mal wieder im Rückwärtsgang endet. "Diese Maßnahme war längst überfällig", so Llorenç Galmés vom Consell. "Mit den Tafeln geben wir den Autofahrern nicht nur Orientierung, sondern lenken auch aktiv den Verkehr – dorthin, wo noch Platz ist."
Hintergrund des Projekts ist eine umfangreiche Verkehrsstudie aus dem vergangenen Jahr, die besonders die touristische Überlastung in der Serra de Tramuntana unter die Lupe nahm. Viele Orte platzen im Sommer aus allen Nähten – und das schon morgens. In Escorca hatte man sich bisher mit App-Infos und der Gemeinde-Website beholfen, um Autofahrer rechtzeitig zu warnen. Nun wird es sichtbar: schon auf der Straße.
Sollte sich das System bewähren, könnten demnächst auch andere Regionen der Insel in den Genuss digitaler Besucherlenkung kommen. Denn das Pilotprojekt ist – wie es sich für Mallorca gehört – erst der Anfang. Und wer sich dennoch auf den Weg Richtung Westküste macht: Die neue Technik ersetzt nicht den gesunden Menschenverstand. Früh losfahren hilft, Stoßzeiten meiden sowieso – und wer den Mietwagen gegen ein Rad oder den Bus tauscht, macht sich auch bei den Einheimischen beliebt.
Fazit: Mallorca denkt vor – für alle, die hinterm Steuer sitzen
Wo früher spontane Küstenfahrten in Rückstaus und improvisierte Wendemanöver endeten, winkt nun ein übersichtlicher, digitaler Hinweis: "Parkplatz: voll." Oder eben nicht. Und während andere vor dem Tunnel von Sóller noch wenden, sitzt man selbst vielleicht schon im Schatten der Pinien – mit Blick aufs Meer und einer Caña in der Hand.
Infos zum System gibt es unter anderem auf der offiziellen Website von Mallorcas Inselrat. Übrigens: Wer es digital mag, kann auch weiterhin auf die Parkplatzinfos via App oder Gemeindeseite setzen. Und wer sich jetzt fragt, ob Mallorca tatsächlich Parkleitsysteme braucht: Ja, braucht es. Es sei denn, man hat nichts dagegen, in der Mittagshitze bergauf zu rangieren – im Stau mit Aussicht.