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ERSTE ABWEICHLER

"Bedingungen nicht hinnehmbar": Gastronomen wollen dem Tarifabkommen nicht zustimmen

Kaum war die Öffentlichkeit über den 13,5-prozentigen Lohnanstieg in Kenntnis gesetzt worden, da brodelte es bereits unter den Gastronomen. Sie drohen, ihre Unterschrift zu dem Abkommen zu verweigern.

In der Hotelbranche wird das ausgehandelte Tarifabkommen gefeiert, in der Gastronomie stößt es auf Ablehnung | Foto: UH

| | Palma, Mallorca |

Am Montagabend einigen sich Gewerkschaften und Unternehmer auf einen neuen Tarifvertrag für die Hotellerie auf Mallorca und den Nachbarinseln, nur wenige Stunden später melden sich die ersten Abweichler zu Wort. Nach Informationen der MM-Schwesterzeitung "Ultima Hora" verweigern mehrere Restaurationsbetriebe ihre Zustimmung zu dem Abkommen, das eine Lohnerhöhung von 13,5 Prozent über drei Jahre vorsieht.

Nach einer fünfstündigen Marathonsitzung hatten der Präsident des mallorquinischen Hotelverbands FEHM, Javier Vich, und der Gewerkschaftsvertreter José García Relucio von der UGT die Einigung erzielt. Die Lohnsteigerung soll gestaffelt erfolgen: sechs Prozent in diesem Jahr, vier Prozent 2026 und 3,5 Prozent 2027. Damit konnten die für Juli geplanten Streiks abgewendet werden, die rund 180.000 Beschäftigte betroffen hätten.

Doch bereits am Dienstag distanzierte sich die Gastronomiesparte innerhalb des Unternehmerverbands CAEB von dem Kompromiss. "Wir können uns die Bedingungen schlicht nicht leisten", sagt deren Präsident Juanmi Ferrer. Die Gastronomie habe andere wirtschaftliche Voraussetzungen als die Hotellerie. "Unsere Realität ist anders, wir arbeiten mit gänzlich anderen Zahlen und Zielen", so Ferrer weiter. Der Verbandssprecher kritisiert, dass das Abkommen hinter verschlossenen Türen ausgehandelt worden sei und die Bedingungen "nur für große Hotels mit entsprechenden Gewinnmargen" akzeptabel seien.

Dem Nein der mallorquinischen Gastronomen schlossen sich deren Kollegen auf Menorca sowie Ibiza und Formentera an. Auch der balearische Verband von Freizeit- und Unterhaltungsunternehmern lehnt das Abkommen ab. Ferrer fordert einen separaten Tarifvertrag für die Gastronomie oder zumindest spezielle Bedingungen für den Sektor, in dem fast 80.000 Menschen beschäftigt sind.

Unter den Beschäftigten in der Hotelbranche hingegen herrscht überwiegend Zufriedenheit. "De puta madre" (frei übersetzt: "Geil"), kommentierte ein Kellner die Nachricht gegenüber dem Lokalblatt. Viele Angestellte hätten erst durch die Medien von der Einigung zwischen Gewerkschaften und Unternehmern erfahren. Das Abkommen soll kommende Woche formell beschlossen werden, wobei noch unklar ist, ob sich weitere Verbände distanzieren werden.

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