Am Mittwochmorgen war es auf Mallorca wieder einmal so weit: Dutzende von schwergewaffneten Polizeibeamten riegelten das Palmesaner Drogenviertel Son Banya ab und führten Razzien durch. Der Großeinsatz der Nationalpolizei endete nach Informationen der MM-Schwesterzeitung "Ultima Hora" mit acht Festnahmen und der Zerschlagung von sechs Drogenverkaufsstellen. Die dort ansässigen Gitano-Clans sind seit Jahren regelmäßig Ziel von operativen Polizeimaßnahmen.
Die Razzia begann demnach in den frühen Morgenstunden. Spezialkräfte der Anti-Drogen-Einheit UDYCO sowie Beamte anderer Spezialeinsatzkommandos drangen gleichzeitig in mehrere Gebäude des berüchtigten Elendsviertels ein. Dabei stellten die Ermittler bislang nicht näher bezifferte Mengen an Kokain, Marihuana und Haschisch sicher. Ferner sollen die Einsatzkräfte auf verschiedene Utensilien zur Drogenaufbereitung gestoßen sein.
In den provisorischen Verkaufshütten war man nach Polizeiangaben vollends auf das Wohl der Drogenkunden eingestellt: Neben einer stattlichen Auswahl an Rauschgiften berichtete die Einsatzleitung von Kühlschränken voller Erfrischungsgetränke, Wasserspendern und der einen oder anderen Klimaanlage. „Alles war darauf ausgerichtet, die Käufer bei den hohen Temperaturen angemessen zu empfangen", berichtete ein namentlich nicht genannter Beamter. An einem improvisierten Schreibtisch sollen sich gar Aufzeichnungen über Drogengeschäfte befunden haben – am Tag der Razzia allerdings noch ein weitgehend leeres Stück Papier.
Die Dealer sollen angesichts des zunehmenden Drucks der Polizei ihre Strategie geändert haben. Anstatt wie früher größere Drogenmengen in ihren Wohnungen zu lagern, nutzen sie nun einfache Holzverschläge als Verkaufsstellen. Diese sollen täglich mit frischer Ware beliefert werden. „Die großen Narcos vermeiden es auf diese Weise, direkt mit den Verkaufspunkten in Verbindung gebracht zu werden", heißt es aus Ermittlerkreisen.
Der polizeiliche Großeinsatz endete nach Behördenangaben gegen 11.30 Uhr. In mehreren Einsatzwagen wurde die acht Festgenommenen – sechs Männer und zwei Frauen – zu den Dienststellen zur Vernehmung gebracht. Die Ermittlungen seien noch nicht abgeschlossen, mit weiteren Festnahmen in den kommenden Stunden sei zu rechnen, sagte ein Polizeisprecher.