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Das andere Kulturdorf in 
der Tramuntana: Wie wäre es mal mit einem Ausflug nach Esporles?

Was gibt es Schöneres, als geerdet ein gewisses urbanes Leben zu genießen. In Esporles ist das möglich. Abseits des Touristenstroms kann man einiges erleben, wie MM feststellte

Am Rande des Dorfes befindet sich das Imedea-Institut, dessen Forscher sich mit Fragen und Mysterien rund um das Mittelmeer beschäftigen | Foto: Archiv Ultima Hora

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Wer urbanes Feeling mag, ohne zu viel gentrifizierten Schick ertragen zu wollen, wird in der Serra de Tramuntana durchaus fündig. Anders als die von Urlaubermassen überrannten Vorzeigedörfer Deià oder Valldemossa, wo sich das Kulturangebot auf eine durchaus elitäre Weise vor allem an wohlhabende Ausländer richtet, strahlt Esporles eher nach innen. Die Konzerte, die in dem 5200-Einwohner-Ort am Fuß des Gebirges immer mal wieder stattfinden, oszillieren zwischen mallorquinisch-rustikal und jazzig-international. Sie richten sich vor allem an Insulaner, aber auch an ausländische Residenten, die hier allerdings – wie MM bei mehreren Ortsbegehungen feststellen durfte – in nicht allzu großer Zahl aufschlagen.

Im Rahmen von Dorffesten auf der unweit vom Rathaus befindlichen Plaça del Jardinet,Messen wie der immer am ersten Oktoberwochenende stattfindenden, geradezu gigantischen Süßigkeits-”Fira” oder in Restaurants wie dem „Es Brollador” an der mitunter regelrecht trubeligen Riutort-Hauptstraße wird in Esporles ein Programm geboten, für das man sich nicht wie woanders in Schale werfen muss. Wenn Inselstar Tomeu Penya auftritt, irgend welche Dorfbubis oder immer mal wieder an einem Mittwoch Abend die Jazzband Els Emmentals im „Es Brollador”, kann man das leger und unverkrampft genießen, ohne auf irgendwelche Etikette achten zu müssen. An vintagemäßig daherkommenden Litfassäulen kann man sich darüber informieren, was in dem Ort gerade abgeht.

Esporles ist anders als Deià oder Valldemossa ein Dorf geblieben, in welchem die Einwohner im Straßenbild dominieren, auch wenn das Backpacker-Hostel Fita etwas touristische Atmosphäre in den Ort gebracht hat. Die gutturalen Laute des Mallorca-Katalanischen stehen unverfälscht im Vordergrund, das normale Familienleben jenseits der Touristenmassen ohnehin. Unter auffallend vielen schattenspendenden Bäumen ist auf relativ kleinem Raum alles vereint, was man als ansässiger Bürger so braucht – von der Bankfiliale über die Apotheke, Frucht- und Gemüseläden bis hin zu kleinen chinesischen Händlern. Was auch Auswärtige anzieht, sind neben den mitunter für ein kleines Dorf unerwartet hochherrschaftlich aussehenden Häusern vor allem typisch mallorquinische Bars und Restaurants wie das „Sa Moleta”, das „Cafè Nou”, die Bar „Difusión”, das „Cafè Passeig” und das unvermeidbare „Es Brollador”. Letzteres brilliert mit viel Platz in einem stimmungsvollen Retro-Ambiente, einem kulturellen Programm auch mitten in der Woche und Wurst-, Schlacht- sowie Käseplatten, Pa amb Olis und Reisgerichten zu erschwinglichen Preisen.

An der Riutort-Hauptstraße, wo sich fast alle Lokale befinden, sitzt man, um Menschen auf dem breiten Bürgersteig und an den Nachbartischen zu beobachten, mit Bekannten zu quasseln oder einfach nur ein Buch zu lesen. So wie Rentner Joan Moll: „Hier kann ich ausspannen”, sagt er während des MM-Ortsbesuchs am Montag, 7. Juli. „Zu Hause ist es mir zu langweilig.”

Während an der Straße die Menschen mit und ohne Hunde auf- und abgehen, fressen sich einige in kommunalen Diensten befindliche Esel durch den daneben befindlichen Sturzbach, um ihn sauber von Pflanzen zu halten. Hinter dem anderen Ufer erhebt sich der funktionale Zweckbau des jüngst 30 Jahre alt gewordenen Imedea-Instituts, wo sich Wissenschaftler vor allem mit den Geheimnissen des Mittelmeers beschäftigen.

Zu sehen gibt es also viel in Esporles, und sogar Parkplätze sind in den Seitenstraßen durchaus in größerer Zahl vorhanden. Ein Tagesausflug im Sommer nach Esporles könnte denn auch folgendermaßen aussehen: Mit einem Aufenthalt im ansehnlichen Freibad, das sogar über eine Bar verfügt (geöffnet 10 bis 14 und 16 bis 20 Uhr), kann man sich vorkühlen. Danach nimmt man sich das überschaubare Zentrum mit der winzigen Plaça d’Espanya, der Kirche Sant Pedro und dem Rathaus vor. Es lohnt sich auch, einen Blick in den manchmal sogar im Sommer Wasser führenden Sturzbach zu werfen, um ein Gefühl für eine gewisse Idylle zu bekommen, die durch die baumreiche Hügellandschaft in der Umgebung komplettiert wird.

Hat man Zeit und Lust, kann man auch zur mitten im Gebirge befindlichen Maristella-Kapelle, einem Gotteshaus aus dem 19. Jahrhundert, wandern. Dort ist es möglich, den in erklecklicher Anzahl vorhandenen Schafen beim Blöken zuzuschauen. Die Tour abseits der verstörenden Urlauberströme dauert in etwa zwei Stunden, wenn man gut zu Fuß ist. Den Sommertag ausklingen lassen kann man mit einem zünftigen Mahl in einem der Restaurants unter den Bäumen.

Wenn das nicht auf rustikale Weise erbaulich ist ...

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