Paradox, aber wahr: Auf Mallorca können sich immer weniger Menschen einen Urlaub jenseits der Insel leisten. Nach Angaben des spanischen Statistikamts INE war 2024 mehr als jeder vierte Bewohner der Balearen (26 Prozent) nicht in der Lage, mindestens eine Woche Urlaub zu machen. Der Grund sind die drastisch gestiegenen Reisekosten, die nach Branchenangaben ein Rekordniveau erreicht haben.
Die Preise für Sommerurlaub seien im Vergleich zu 2019 um 30 Prozent gestiegen, teilte Pedro Fiol, Präsident des balearischen Reisebüroverbands Aviba, mit. „Es ist durchaus normal, dass die Preise für Reisen steigen", räumte Fiol ein, doch nach der Corona-Pandemie hätten sich die Kosten aufgrund der aufgestauten Reiselust dramatisch erhöht. Hinzu komme die allgemeine Inflation.
Betroffen seien nicht nur Flüge und Hotels, sondern auch Nebenkosten wie Restaurants, Ausflüge oder Mietwagen. Die Folge: Urlauber verkürzten ihre Reisen erheblich. Statt einer Woche buchen Insulaner oft nur noch vier Nächte auf dem spanischen Festland oder in europäischen Städten. Für Flug und Unterkunft zahlen sie durchschnittlich 650 Euro pro Person.
Die Reisegewohnheiten haben sich grundlegend geändert. Während Balearen-Bewohner früher bevorzugt Nordspanien oder europäische Städte besuchten, fragen sie heute auch nach kurzen Aufenthalten auf den Nachbarinseln. „Sie fragen uns nicht nach einer Woche in Andalusien, sondern nach ein paar Nächten auf Formentera", beschreibt Fiol die veränderten Buchungsgewohnheiten. Zwei Übernachtungen auf der kleinsten Pityusen-Insel schlügen etwa mit 350 Euro zu Buche, dazu gibt es dank Residentenrabatt günstige Fährverbindungen.
Der Reisebüroverband verzeichnet einen Umsatzrückgang von vier bis sechs Prozent. Viele Insulaner, die im Tourismussektor arbeiten, köntnen ohnehin nur außerhalb der Hauptsaison verreisen. Bei unsicheren Prognosen für die Touristensaison warteten sie mit Buchungen bis zum letzten Moment – ein Teufelskreis in einer Region, die vom Tourismus lebt, aber deren Bewohner sich selbst kaum noch Urlaub leisten könne.