Am Mittwoch sind erneut zwei Migrantenboote mit insgesamt 35 Personen an Bord auf den Balearen angekommen. Ein Boot mit 14 Personen maghrebinischer Herkunft wurde um 00.14 Uhr vier Seemeilen südlich der Insel Cabrera vor Mallorca von der Seenotrettung und der Guardia Civil aufgegriffen. Ein zweites Boot erreichte um 10.05 Uhr Formentera mit 21 Migranten subsaharischer Herkunft an Bord.
Die jüngsten Ankünfte bestätigen einen Wandel in den afrikanischen Flüchtlingsrouten nach Europa. Während die Zahl der Migrantenboote auf den Kanarischen Inseln bis Ende Juli um 46 Prozent zurückging, stiegen sie auf der Mittelmeerroute zu den Balearen und dem spanischen Festland im selben Zeitraum um 14,8 Prozent an.
Nach Angaben des spanischen Innenministeriums erreichten bis Ende Juli 11.575 Migranten die Kanarischen Inseln. Parallel dazu kamen 7.064 Menschen über den Seeweg auf die iberische Halbinsel und die Balearen, davon 3.416 auf die Inselgruppe – 14 Prozent mehr als 2024.
Experten führen den Rückgang der kanarischen Route darauf zurück, dass die EU die Grenzkontrollen in Ländern wie Mauritanien, Marokko und Tunesien mit eigenen Mitteln finanziert. Gleichzeitig befürchten sie, dass sich der Migrationsdruck dadurch nach Algerien verlagert, was die Zunahme der Überfahrten auf die Balearen erklären würde.
Die NGO Caminando Fronteras bezeichnete die Balearen-Route bereits als „gefährlichste Überfahrt" und dokumentierte von Januar bis Mai 328 Todesfälle auf der Mittelmeerroute von Algerien zu den Balearen. Zum Vergleich: Im gesamt Vorjahr kamen nach deren Schätzungen 517 Migranten zu Tode.
Das Thema Migration hat zuletzt für politischen Zündstoff zwischen Madrid und den Balearen gesorgt. Erst vor einer Woche hatte Spaniens Ministerpräsident Pedro Sánchez "Konsequenzen" für jene Regionen angedroht, die sich weigerten, minderjährige Migranten von den Kanaren aufzunehmen. Die balearische Ministerpräsidentin Marga Prohens verstand diese Worte als „Drohung" und kritisierte ihrerseits die "laschen Grenzkontrollen" durch Madrid.
Sollte sich der aktuelle Trend fortsetzen, könnte die Zahl der Migranten auf den Balearen nach Prohens' Schätzung von 6.000 im Jahr 2024 auf 12.000 in diesem Jahr verdoppeln.