Was genau ist passiert?
Am vergangenen Montagmorgen rollten Einsatzfahrzeuge von Guardia Civil und Policía Nacional gleichzeitig durch Palma de Mallorca, Inca und Binissalem. Mehrere Wohnhäuser, Büros und Garagen wurden durchsucht – das Ergebnis: rund zehn Festnahmen, darunter bekannte Namen der Insel. Neun der Verdächtigen landeten in Untersuchungshaft in Palma.
Wie lief die Razzia ab?
Die Operation war minutiös geplant. Am Montag stürmten Beamte gleichzeitig mehrere Objekte, um Flucht oder Beweismittelvernichtung zu verhindern. Nach außen wirkte der Einsatz wie ein Militärmanöver: maskierte Spezialeinheiten, abgeriegelte Straßen, schwer bewaffnete Polizisten.
Bei den Durchsuchungen stießen die Fahnder auf Bargeld in Millionenhöhe, zehn Kilogramm Kokain, größere Mengen Haschisch sowie drei scharfe Schusswaffen. Ebenso beschlagnahmt: Laptops, Handys und Festplatten – die Ermittler hoffen, über diese Datenspuren die Wege des Geldes und weitere Verbindungen der Organisation aufzudecken.
Wer sind die Hauptverdächtigen?
Im Zentrum der Affäre stehen zwei Männer: Stefan M., Anführer der international agierenden Motorradgang United Tribuns, und Gonzalo M., ein Anwalt, der laut Polizei das juristische Rückgrat der Bande bildete. Beide werden von der Guardia Civil als Köpfe einer „kriminellen Vereinigung“ betrachtet – eine Art Mafia-ähnliche Struktur, vergleichbar mit der ’Ndrangheta in Italien.
Stefan M. soll für das operative Drogengeschäft verantwortlich gewesen sein: Import, Lagerung, Verteilung. Der Anwalt hingegen habe die Geldwäsche organisiert – ein komplexes Firmengeflecht mit Strohmännern, das die illegalen Gewinne wie legale Einnahmen aussehen ließ. Beide sitzen nun in Palma in Untersuchungshaft.
Welche Rolle spielte der Polizist?
Brisant wird der Fall durch einen weiteren Verdächtigen: Faustino N., ehemaliges Mitglied der Drogenfahndung der Nationalpolizei. Obwohl er inzwischen einen anderen Posten hatte, taucht sein Name immer wieder in abgehörten Telefonaten auf. Der Beamte soll Bestechungsgelder angenommen und Ermittlungen gezielt unterlaufen haben. Der Verdacht: Geheimnisverrat und Schutz der Bande vor Strafverfolgung. Mit Drogenhandel direkt wird er bislang nicht in Verbindung gebracht – doch seine mutmaßliche Rolle als Komplize im Hintergrund erschüttert das Vertrauen in die Polizei.
Woher kamen die Drogen?
Die Ermittler zeichnen ein klares Bild: Haschisch gelangte mit schnellen Schlauchbooten aus Nordafrika zunächst nach Ibiza, von dort nach Mallorca oder das spanische Festland. Kokain wurde auf klassischen Schmuggelrouten über den Seeweg eingeführt. Ein entscheidender Schlag für die Bande war die Beschlagnahmung von 675 Kilogramm Kokain am 9. Juli im Hafen von Valencia. Die Lieferung stammte von Ibiza – und ihre Sicherstellung war der Moment, der die Großrazzia auf Mallorca letztlich auslöste.
Wie mächtig war die Organisation?
Laut Ermittlern hatte die Bande in den vergangenen Jahren ein fast professionelles System aufgebaut. Jedes Mitglied übernahm eine definierte Rolle: vom Geldwäscher über den Drogentransporteur bis hin zum Lagerhalter. Ziel war es, Mallorca mit Kokain zu überschwemmen – und die Insel als Umschlagplatz für ganz Europa zu etablieren. Die Guardia Civil spricht von einer Struktur, die „nur wenigen gelungen ist“: den Drogenmarkt Mallorcas vollständig zu kontrollieren und gleichzeitig internationale Routen zu bedienen. Die Ermittler vergleichen das Netzwerk mit klassischen Mafiaorganisationen, die nicht nur im Schatten, sondern mitten in der Gesellschaft operieren.
Wie geht es jetzt weiter?
Noch ist vieles geheim. Die Ermittlungen laufen unter strenger richterlicher Anordnung. Klar ist aber: Der Schlag gegen Stefan M. und Gonzalo M. ist nur ein Zwischenschritt. Zahlreiche weitere Spuren werden derzeit ausgewertet – von Bargeldbewegungen bis hin zu internationalen Kontakten. Die große Frage bleibt, ob die Razzia das Netzwerk tatsächlich zerschlagen hat – oder ob lediglich zwei Köpfe abgeschnitten wurden, während andere Strukturen im Hintergrund bestehen bleiben.