Soziale Netzwerke haben sich auf Mallorca zu einem riskanten Umschlagplatz für Wohnraum entwickelt – das behauptet zumindest José Miguel Artieda, Präsident des Verbands und der Kammer der Immobilienmakler (API) auf den Balearen. „Die sozialen Netzwerke sind zu einem sehr gefährlichen Zimmermarkt geworden“, warnt er. Immer wieder würden Menschen in Notlagen Opfer von Betrügern, die mit vermeintlich günstigen Mietangeboten locken.
Riskante Realität statt schneller Wunscherfüllung
Wer bei Instagram oder Facebook nach „Miete auf Mallorca“ suche, stoße sofort auf zahlreiche Anzeigen von Privatpersonen oder Seiten, die Wohnungen oder Zimmer versprechen. Auch auf bekannten Vermietungsplattformen finden sich fragwürdige Angebote. Artieda spricht von „elektronischen Spielzeugen, die als Wunderlampen getarnt sind“ – er meint damit Social-Media-Plattformen und Messenger-Dienste, über die Wohnungen und Mietverträge direkt zwischen Privatleuten abgewickelt werden. „Es klingt nach schneller Wunscherfüllung, ist aber eine riskante Realität“, sagt er. Denn häufig fehle jede rechtliche Absicherung, und Betrüger hätten leichtes Spiel.
Der Immobilienpräsident zieht einen drastischen Vergleich: „Es ist ebenso riskant, Wohnraum unkontrolliert handeln zu lassen, wie Medikamente frei unter Privatpersonen ohne Rezept zu verkaufen.“ Dass Wohnungen über Facebook oder Messenger angeboten werden, sei längst normalisiert worden. „Wir haben das Thema Wohnen so sehr banalisiert, dass wir so tun, als handele es sich um den Verkauf von Turnschuhen.“
Virusartige Ausbreitung
Artieda betont, Wohnen sei nicht nur Konsumgut, sondern „ein Grundrecht für den Bürger“. Die Schattenseite der digitalen Plattformen sei, dass unzählige unqualifizierte Anbieter in den Markt drängten. „Die bereits unzähligen Fälle von unerlaubter Berufsausübung haben dazu geführt, dass echte professionelle Immobilienberater verteufelt werden. Dank der sozialen Netzwerke breitet sich dieses Phänomen wie ein unaufhaltsamer Virus aus“, so der API-Präsident.
Dass es sich nicht nur um Einzelfälle handelt, zeigt der Blick auf neue Geschäftsmodelle: Immer mehr Firmen spezialisieren sich auf die Zimmervermittlung über soziale Netzwerke. Eines dieser Unternehmen ist „De Piso en Piso“, das sich auf die Vermarktung von Wohnungen über soziale Netzwerke spezialisiert hat. Geschäftsführer Víctor Domínguez erklärt jedoch, warum die Firma bislang nicht auf der Insel tätig ist: „Vor einigen Jahren haben wir überlegt, nach Mallorca zu expandieren, aber wir haben uns dagegen entschieden, da es dort nur ein sehr geringes Angebot an Wohnungen und Zimmern gibt und die Preise sehr hoch sind.“
Auch er bestätigt die Warnungen des Maklerverbands: „In den sozialen Netzwerken gibt es viele Betrugsfälle, weshalb es notwendig ist, dass seriöse Unternehmen eingreifen, um diese zu verhindern.“ Zudem versuchten manche Eigentümer, die Notlage der Wohnungssuchenden auszunutzen, indem sie Immobilien direkt über soziale Netzwerke zu überhöhten Preisen anbieten.