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Flüchtlingskrise

"Schlimmes Bild an den Stränden": Im Süden von Mallorca stapeln sich mittlerweile die Flüchtlingsboote

Drei Gemeinden – Ses Salines, Santanyí und Campos – fühlen sich vor dem Hintergrund der sich zuspitzenden Migrationskrise von der Regierung alleine gelassen

Abtransport eines verlassenen Flüchtlingsboots per Kran im Inselsüden

| Campos, Mallorca |

Immer häufiger erreichen Boote mit Migranten die Küsten von Mallorca – ein humanitäres Drama, das längst den Alltag der Gemeinden der Insel prägt, insbesondere im Süden. Ses Salines, Santanyí und Campos sind besonders betroffen. Dort müssen die Rathäuser nicht nur die verlassenen Flüchtlingsboote von den Stränden räumen, sondern auch den Müll beseitigen, den die Ankommenden hinterlassen. Die Rathäuser flehen deshalb um Hilfe!

"Vor fünf, sechs Jahren war das ein Ausnahmefall. Heute ist es Alltag – ein tägliches Drama. Wir brauchen dringend mehr Unterstützung, um mit dieser Situation umgehen zu können", sagt Joan Rodríguez, Stadtrat in Ses Salines und ehemaliger Bürgermeister. Er kritisiert die mangelnde Hilfe seitens der staatlichen Behörden: "Es ist klar, dass hinter all dem kriminelle Organisationen stehen, die mit dem Leid dieser Menschen Geschäfte machen. Aber bei uns kommt keine Unterstützung an. Wenn ein Boot anlandet, sind wir die Ersten, die handeln müssen."

Die Gemeindearbeiter übernehmen die Reinigung, Lastwagen und Kräne transportieren die Boote anschließend auf den Recyclinghof. Dort stapeln sich mittlerweile mehrere Wracks – allein in Ses Salines standen zuletzt neun, in Santanyí zwölf. Weitere vier Boote liegen noch auf den Felsen des Cap de Ses Salines.

Auch Umweltbelastung ist ein Problem

Neben den Kosten sorgt auch die Umweltbelastung für Sorgen. "Die Boote bestehen aus Glasfaser, ein hochgradig schädliches Material. Hinzu kommt die Gefahr von Öl- oder Benzinresten aus den Motoren", erklärt Joan Gaspar, Sicherheitsdezernent in Santanyí. "Und natürlich ist das auch ein schlimmes Bild an den Stränden."

Auch in Campos muss die Gemeinde in Vorleistung gehen. Bürgermeisterin Xisca Porquer: "Wir beauftragen Firmen, die die Boote aus den Buchten holen und bei uns zwischenlagern. Die staatliche Delegation übernimmt sie später – aber den ersten Aufwand haben immer wir." Klar ist: Das Problem ist längst nicht mehr punktuell, sondern Teil der täglichen Realität an Mallorcas Südküste.

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