Vor allem Senegalesen sind auf Mallorca als Straßenhändler unterwegs. Mehr als 5000 Menschen aus dem westafrikanischen Land leben der offiziellen Ausländerstatistik zufolge auf den Balearen. Da viele von ihnen keine Aufenthaltsgenehmigung haben, dürfte die Dunkelziffer deutlich höher liegen, vermutet Cheikh Ndiaye, der Vorsitzende der Senegalesen-Vereinigung auf Mallorca. Wie viele von ihnen tatsächlich als fliegende Händler unterwegs sind, könne er nicht sagen.
Sicher sei aber, dass viele seiner Landsleute in prekären Verhältnissen leben, wenn sie in Spanien ankommen: ohne Aufenthalts- und Arbeitsgenehmigung, ohne Anspruch auf Gesundheitsversorgung, ohne Job und Einkommen. „Die Leute suchen sich dann eine Möglichkeit, irgendwie zu überleben”, sagt Ndiaye. Er selbst habe das einst erlebt und sich als Händler auf Märkten der Insel durchgeschlagen. Heute arbeitet er als Maître d’hôtel in einem Hotel in Palma.
„Das Problem ist, dass man sich erst zwei Jahre im Land aufhalten muss, bevor man seine Papiere in Ordnung bringen kann”, sagt Ndiaye. Ohne Aufenthaltsgenehmigung aber ist der Zugang zum regulären Arbeitsmarkt versperrt. Dass die Polizei in Palma nun den Druck erhöht und verstärkt Kontrollen durchführt, sieht er mit Sorge. „Na klar, die Polizei muss für Ordnung sorgen”, sagt Ndiaye. „Aber wie sollen die Leute sonst überleben?”
Steigender Druck kann Männer kriminell werden lassen
Er befürchtet, durch den steigenden Druck könnten vor allem junge Männer in die Fänge krimineller Netzwerke und auf die schiefe Bahn geraten. Dadurch entstünden mittelfristig neue Probleme. Stattdessen sollte man besser das Aufenthaltsrecht lockern, vermehrt Ausbildungsangebote schaffen und so den Zugang zu regulären Jobs ermöglichen. „Es fehlen doch an allen Ecken und Enden Arbeitskräfte auf der Insel.”
Leider sei die Zusammenarbeit mit Balearen-Regierung und Inselrat eher schwierig, seit Konservative und Rechtspopulisten an der Macht sind. „Die Kooperation mit Organisationen wie unserer wird vernachlässigt”, sagt Ndiaye. Programme zur Förderung der Integration, die jahrelang von offizieller Stelle finanziert wurden, mussten gestrichen werden. „Man hat den Eindruck, dass der Rassismus zunimmt und gezielt der Hass geschürt wird.”
Nicht mit Kritik spart Ndiaye auch gegenüber einer Gruppe seiner Landsleute. Manche nutzten die touristische Hauptsaison, um vom spanischen Festland oder aus Italien auf die Insel zu kommen, wo sie dann Drogen verkaufen oder auch Diebstähle, wenn nicht sogar Raubüberfälle begehen. „Solche Leute müssen mit der ganzen Härte des Gesetzes bestraft werden”, sagt Ndiaye. „Wir arbeiten da ganz eng mit der Polizei zusammen.”