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"Haben betrunken Sonnenbrillen gekauft": So sehen deutschsprachige Touristen auf Mallorca das Geschäft mit den "Helmuts"

Eine neue Verordnung sieht beim Kauf gefälschter Waren Bußgelder von 100 bis 750 Euro vor – viele Urlauber sind ahnungslos oder nehmen das Risiko bewusst in Kauf

Clara R., Lilly H., Hanna B. und Tom Z. aus dem bayrischen Schwaben haben sich Sonnenbrillen gekauft. Von der neuen Strafverordnung hätten sie nichts gewusst | Foto: Anja Schmidt

| Playa de Palma, Mallorca |

Seit dem 26. Mai 2025 gilt auf Mallorca eine neue Verordnung, die auch Käufer von Waren bei illegalen Straßenhändlern mit Geldbußen belegt. Doch trotz der drohenden Strafen kaufen viele Urlauber weiterhin bei den sogenannten "Helmuts" ein – ein Begriff, der sich umgangssprachlich für die fliegenden Händler aus Schwarzafrika etabliert hat. Der Hauptgrund: Die meisten Touristen wissen nichts von der Regelung – und schon gar nicht, dass sie zwischen 100 und 750 Euro zahlen müssen, wenn sie beim Kauf erwischt werden.

Hohe Bußgelder drohen auch den Käufern

MM hat sich an der Playa de Palma umgehört. Wie viele Urlauber wissen überhaupt, dass sie sich mit dem Kauf strafbar machen? Dabei spielt es keine Rolle, ob es sich um gefälschte Markenprodukte, günstige Sonnenbrillen oder billiges Spielzeug handelt. Da es sich um unerlaubten Handel ohne Lizenz handelt, drohen Käufern Bußgelder zwischen 100 und 750 Euro. Darüber hatte MM bereits in diesem Artikel berichtet.

Noch teurer wird es aber für die Verkäufer: Sie müssen mit Strafen zwischen 750 und 1500 Euro rechnen, wenn sie beim Anbieten ihrer Ware ertappt werden. Häufig stammen die Händler aus afrikanischen Ländern und halten sich illegal auf der Insel auf. Sobald sich Polizeikräfte nähern, verschwinden sie blitzschnell – nur um wenig später an anderer Stelle wieder aufzutauchen.

An gefühlt jeder Ecke verkaufen die fliegenden Händler ihre Waren.

Alltag an der Promenade: "Rolex, fast original!"

"Hier, Heidi!", ruft ein Straßenverkäufer, als er auf eine potenzielle Kundin zugeht. "Willst du eine Rolex? Fast original – original nachgemacht!", sagt er lachend. Als er mit Kopfschütteln abgewiesen wird, zeigt er auf eine Tüte mit Ringen: "Hab auch Eheringe!" Das junge Paar an der Strandbar schaut sich an, kichert und lehnt das Angebot ebenfalls ab. Unbeeindruckt dreht sich der Verkäufer zur nächsten Gruppe Frauen und ruft: "Gisela, hey – guck mal hier. Ich hab schöne Sonnenbrillen!"

Die Wiener Marie Herzberger und Verena S. (v.l.n.r.) haben etwas auf der Straße gekauft, jedoch nur, weil sie angetrunken waren.

Wir waren betrunken ..."

Marie Herzberger aus Wien sagt: "Normalerweise kaufen wir nichts bei den 'Helmuts'." Ihre Freundin Verena S. ergänzt: "Aber gestern waren wir etwas betrunken und haben Sonnenbrillen erstanden." Beide wissen inzwischen von der Verordnung. "Man muss echt aufpassen, dass man nicht von der Polizei erwischt wird", sagt Herzberger. Verena meint: "Statt uns zu bestrafen, sollten die Beamten den Verkäufern einfach die Ware wegnehmen. Dann kann auch keiner mehr etwas kaufen."

In einem Restaurant an der Promenade sitzen vier gut gelaunte junge Deutsche aus Nordrhein-Westfalen. Auf dem Tisch liegen ein Stofftier in Schweinchenform, ein Gummi-Stinkefinger zum Aufstecken und eine Sonnenbrille. "Neiiiiin, wir würden doch nie bei den 'Helmuts' kaufen", sagt Leonie P. aus Kleve mit einem Grinsen und schiebt das Schwein über den Tisch. Ihre Freundin Antje H. steckt sich den Gummifinger auf den Zeigefinger und winkt lachend.

Leonie P. (r.), Antje H. (l.), Nick Cluse und Tobias B. dachten, dass sie sich nur bei dem Kauf von gefälschten Produkten strafbar machen.

Tobias B. gesteht offen: "Ich habe nur Vapes gekauft. Das ist ja nichts Gefälschtes und deshalb erlaubt, oder?" – Falsch. Die Regelung gilt unabhängig von der Art der Ware: Ob Markenfälschung, Getränk, Strandtuch oder E-Zigarette – der Kauf bei nicht lizenzierten Händlern ist verboten. "Das wusste ich nicht", sagt Nick Cluse verlegen. "Wie heftig!" Er ist froh, keine Sonnenbrille gekauft zu haben.

Es spielt keine Rolle, ob es sich um gefälschte Markenprodukte, günstige Sonnenbrillen oder billiges Spielzeug handelt. Jeder Kauf ist strafbar.

"Wir wurden 20 Mal angesprochen"

Tatjana und Sascha F. aus Koblenz verbringen mit Großvater Rudi Richtig vier Tage auf Mallorca. "Was? Wir sollen dafür bestraft werden, dass wir ein paar Sonnenbrillen gekauft haben?", fragt Tatjana entsetzt. Sie hat dafür 15 Euro bezahlt und glaubte, ein Schnäppchen gemacht zu haben. Rudi greift sich an seine Schirmmütze und schüttelt den Kopf: "Es wäre schön, wenn dieser Quatsch mal aufhört. Die Händler sind echt lästig. Wir wurden heute bestimmt 20 Mal angesprochen!"

Tatjana und Sascha F. verbringen mit Großvater Rudi Richtig (Mitte) ein paar Tage auf der Insel. Dass sie sich mit einem Kauf bei den "Helmuts" strafbar gemacht haben, wussten sie nicht.

"Wir würden nie etwas kaufen"

Einige Meter weiter stehen Julia Kraus und Celina Zimmermann aus Franken. Für sie ist klar: "Wir würden nie etwas bei den 'Helmuts' kaufen. Wir haben von den Strafen gehört", sagt Kraus. Zimmermann nickt zustimmend.

Julia Kraus und Celina Zimmermann (v.l.n.r.) kaufen grundsätzlich nichts bei den Straßenhändlern.

Sonnenbrillen zum Schnäppchenpreis – mit Risiko

Clara R., Lilly H., Hanna B. und Tom Z. aus dem bayerischen Schwaben haben ihre Sonnenbrillen dennoch bei einem Straßenverkäufer gekauft: Zwei für je 5,50 Euro, die anderen zwei für je 7 Euro. Ein echtes Schnäppchen – wäre da nicht das Risiko gewesen, von der Polizei erwischt und mit einer Geldstrafe belegt zu werden. Der günstige Preis hätte in dem Fall keine Rolle mehr gespielt.

Die Stadtverwaltung von Palma de Mallorca hat bereits ernst gemacht und die neue Verordnung soll auch weiterhin konsequent durchgesetzt werden. Erste Touristen wurden bereits von der Lokalpolizei mit Bußgeldern belegt.

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