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Streit um den Stadtnamen flammt erneut auf

Rechtspopulisten wollen Palma wieder in Palma de Mallorca umbenennen – Historiker halten das für politischen Unsinn

Der Name des Airports der Hauptstadt heißt jedenfalls Palma de Mallorca | Foto: Archiv UH

| | Mallorca |

Wer in Palma lebt, muss nicht nur mit Kreuzfahrtschiffen, steigenden Mieten und überlaufenen Tapas-Bars klarkommen, sondern auch mit einer wiederkehrenden Identitätskrise: Wie heißt die Stadt eigentlich? Einfach Palma? Oder Palma de Mallorca? Die rechtspopulistisch Vox will die Hauptstadt der Balearen nun erneut umtaufen – und Historiker, Chronisten und Linguisten rollen kollektiv mit den Augen.

Römer, Reconquista, Rathaus – alle hatten schon was zu sagen

Der Historiker Gaspar Valero kann gar nicht so tief seufzen, wie er möchte. „Palma“, sagt er, „ist der Name der Römer. Basta.“ Schließlich gründeten die vor über 2000 Jahren auf der Insel „Palma la Victoriosa“ und „Pollentia la Poderosa“. Das „de Mallorca“ sei ein späterer Anhängsel-Firlefanz, manchmal nützlich, aber historisch irrelevant. Auch Stadtschronicus Tomeu Bestard schüttelt den Kopf: Im 18. Jahrhundert habe das mit dem Zusatz schon funktioniert, „aber Palma allein reicht völlig“.

Zwischen Vandalen und Vox

Die Namensgeschichte liest sich ohnehin wie ein mediterraner Abenteuerroman: Römer tauften die Stadt, Vandalen verwüsteten sie, Byzantiner vergaßen sie, Muslime machten daraus „Madina Mayurqa“, und nach der Reconquista nannte Jaume I. die Stadt schlicht „Ciutat“. Dass ausgerechnet jetzt Vox auf die Idee kommt, Palma ein „de Mallorca“ anzukleben, ist für den Historiker Gabriel Ensenyat schlicht „eine Ungeheuerlichkeit“. Der Name sei alt, klar und über jeden Zweifel erhaben. Alles andere? Politisches Theater.

Wenn schon Barcelona de Cataluña…

Linguist Gabriel Bibiloni findet noch drastischere Worte: „Palma bleibt Palma. Punkt.“ Dass es noch andere Palmas auf dieser Welt gibt, sei so belanglos wie die Frage, ob man künftig von „Barcelona de Cataluña“ sprechen müsse. „Niemand käme auf diese Idee – außer vielleicht Vox.“ Dass Aena, der spanische Flughafenbetreiber, immer noch „Palma de Mallorca“ in leuchtenden Lettern auf die Terminalfassade schreibt, nennt er schlicht „bedauerlich“.

Im Kern ist der Streit ein typisch spanisches Ritual: Jede neue Regierung feilt ein bisschen am Namen, als ginge es um die Playlist im Rathaus. Dass Historiker die Stadtgeschichte von der römischen Gründung über muslimische Herrschaft bis zu mallorquinischem Selbstbewusstsein herunterbeten können, macht die Sache nicht weniger grotesk.

Ob Palma nun Palma oder Palma de Mallorca heißt, bleibt letztlich Geschmackssache – oder besser: Machtfrage. Vielleicht sollte man die Angelegenheit pragmatisch lösen und die Stadt gleich „Palma de Aena“ nennen. Schließlich ist das der Name, den die meisten Touristen als Erstes sehen.

Und wer weiß: In 20 Jahren könnte der Stadtrat ohnehin beschließen, die Stadt nach dem größten Geldbringer zu benennen. „Palma de Kreuzfahrtschiff“ etwa. Klingt doch fast historisch.

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