Auf Mallorca ist Matthias Kühn kein Unbekannter. Der deutsche Unternehmer, einst als schillernder Immobilienentwickler gefeiert, sieht sich seit Jahren mit massiven Vorwürfen der Steuerhinterziehung konfrontiert. Nun nimmt der Fall eine neue Dimension: Das Finanzamt will die Ermittlungen auf eine Steuerkanzlei in Liechtenstein ausdehnen, die mehrere Briefkastenfirmen betreut haben soll. Das berichtet die spanische MM-Schwesterzeitung „Ultima Hora“. Über diese Gesellschaften, so die Vermutung, sollen Millionen verschoben und vor dem spanischen Fiskus verborgen worden sein.
Verdacht auf ein Netz von Scheinfirmen
Die Ermittlungen laufen seit mehr als zwei Jahren. Die Staatsanwaltschaft vermutet, Kühn habe Insolvenzen und komplizierte Finanztransaktionen genutzt, um Vermögenswerte verschwinden zu lassen. Betroffen ist ein Betrag von mehr als 25 Millionen Euro. Kühn musste bereits eine Kaution von 33 Millionen Euro hinterlegen, gegen die er Berufung eingelegt hat. Nun sollen auch die mutmaßlich beteiligten Kanzleimitarbeiter in Liechtenstein angeklagt werden. Die Vorwürfe reichen von Vermögensverschleierung bis zu strafbarer Insolvenz.
Die Ermittler behaupten, dass Kühn über ein Geflecht von Firmen in Steueroasen den wahren Besitz seiner Gesellschaften verschleierte. Formal gehörten diese Unternehmen nicht zur Gruppe, faktisch aber kontrollierte er sie. Dadurch sei ein Großteil der Vermögenswerte vor Gläubigern und Steuerbehörden versteckt worden.
Millionenforderungen und offene Fragen
Ursprünglich forderten die Behörden 13 Millionen Euro, inzwischen sind die Ansprüche auf mehr als das Doppelte angewachsen. Besonders umstritten ist unter Kühn-Verteidigern die nachträgliche Aufblähung der Forderungen, die angeblich während der Insolvenzverfahren seiner Firmen entstanden. Teile der gesicherten Summe stammen aus einer millionenschweren Entschädigung, die Kühn von der Regierung für die Aufhebung einer Bauklassifizierung in Sóller zugesprochen bekommen hatte.
Ende Oktober will das Untersuchungsgericht Kühn, seine beiden Söhne sowie weitere Beschuldigte vernehmen. Ursprünglich sollten die Anhörungen schon im Juli stattfinden, wurden aber auf Antrag der Verteidigung verschoben.
Die Ehefrau des Unternehmers, die spanische Show-Diva Norma Duval, ist bislang nicht geladen. Zwar wurde sie in der ersten Anklageschrift als mögliche Mitbegünstigte erwähnt, doch eine direkte Beteiligung wird ihr nicht vorgeworfen. Ob das Gericht sie dennoch einbeziehen wird, bleibt abzuwarten.