Mallorca und die Nachbarinseln erleben in diesem Jahre einen massiven Zuwachs irregulär einreisender Migranten. Von Januar bis September 2025 erreichten mindestens 5.681 Menschen in 307 Booten die spanischen Mittelmeerinseln – ein Anstieg um 74,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Dies geht aus Daten der Madrider Regierungsdelegation auf den Inseln hervor.
Sollte sich dieser Trend in den drei verbleibenden Monaten des Jahres fortsetzen, könnte die Gesamtzahl der irregulär auf dem Seeweg ankommenden Migranten bis Jahresende auf rund 10.250 steigen. Dies würde eine Vervierfachung gegenüber 2023 bedeuten. Allein in den letzten drei Monaten des Jahres 2024 waren fast 46 Prozent der Jahresgesamtzahl eingetroffen. Die meisten Ankünfte verzeichnete Mallorca mit 3.287 Personen, gefolgt von Formentera mit 2.095, Ibiza mit 288 und Menorca mit lediglich 11 Menschen.
Gegenläufiger Trend zu Gesamtspanien
Die Entwicklung auf den Balearen steht im deutlichen Kontrast zum übrigen Spanien, wo die irreguläre Einreise auf dem Seeweg um 34 Prozent zurückging. Auch auf den Kanaren, die weiterhin das Hauptziel afrikanischer Migranten darstellen, sanken die Ankünfte um etwa 50 Prozent.
Die Route zwischen Algerien und den Balearen wird zunehmend nicht nur von Algeriern, sondern auch von Menschen aus Ländern südlich der Sahara und Asiaten genutzt. Die wachsende Migration fordert einen hohen Preis: Nach offiziellen Angaben wurden in diesem Jahr bereits 44 Leichen an die Küsten gespült. Hilfsorganisationen gehen von weitaus höheren Zahlen aus. Die NGO Caminando Fronteras meldete bereits im Mai 328 Vermisste für 2025.
Politischer Streit um Minderjährige
Im Zentrum der politischen Auseinandersetzung steht die Verpflichtung der Balearen, unbegleitete minderjährige Migranten aus den Kanaren, Ceuta und Melilla aufzunehmen. Die Regionalregierung unter Marga Prohens (Volkspartei PP) erklärte wiederholt, nur über 70 solcher Einrichtungsplätze zu verfügen. Diese seien seit Monaten mit schätzungsweise 700 Jugendlichen "hoffnungslos überlastet".
Die sozialdemokratische Zentralregierung sieht das hingegen anders. Sie pocht darauf, dass die Inselgruppe insgesamt 406 minderjährige Migranten aufnimmt. Die Regionalregierung hat beim Obersten Gerichtshof Klage gegen diese Festlegung eingereicht.