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Bevölkerungsexplosion auf Mallorca: Ministerpräsidentin Prohens ruft zum "Umdenken" auf

Im Rahmen einer Generaldebatte im Landesparlament hielt die balearische Ministerpräsidentin am Dienstag eine Das-Boot-ist-voll-Rede. Mallorca und Co. seien in Sachen Bevölkerungsentwicklung an ihre Grenzen gestoßen.

Stieß am Dienstag eine Debatte über die rasante Bevölkerungsentwicklung auf Mallorca an: die balearische Ministerpräsidentin Marga Prohens | Foto: P. Bota

| | Palma, Mallorca |

Die balearische Ministerpräsidentin Marga Prohens (Volkspartei PP) hat eine grundlegende Kehrtwende in der Bevölkerungspolitik auf Mallorca und den Nachbarinseln gefordert. Angesichts eines Bevölkerungszuwachses von "fast 50 Prozent in den vergangenen 30 Jahren" sprach sich Prohens am Dienstag im Rahmen der Generaldebatte im Landesparlament für ein "grundsätzliches Umdenken" aus. Der aktuelle Wachstumstrend müsse gestoppt werden.

Die Inselgruppe sei ein "fragiles und endliches Territorium", betonte die Ministerpräsidentin. "Wir können kein unbegrenztes Bevölkerungswachstum hinnehmen", zitiert die MM-Schwesterzeitung "Ultima Hora" aus der Rede Prohens'. Sie verwies darauf, dass Infrastruktur und Dienstleistungen mit dem Zuwachs an neuen Mitbürgern nicht Schritt hielten. "Planungen von heute sind bei ihrer Fertigstellung schon wieder überholt, weil das Wachstum ungebremst fortschreitet."

Die Ministerpräsidentin verglich die Herausforderungen der Bevölkerungsentwicklung mit denen, die der Tourismus mit sich bringt. Auch dieser, so Prohens, sei auf Mallorca und Co. an seine Grenzen gestoßen. "Mit dem gleichen Mut, mit dem ich sagte, dass wir bei der Zahl der Besucher im Sommer oder bei der Ankunft irregulärer Migranten an eine Grenze gelangt sind, eröffne ich nun diese Debatte." Es gehe darum eine Strategie zu entwickeln, um ein prognostiziertes Wachstum von bis zu 250.000 Einwohnern in den kommenden Jahren zu verhindern.

Nach Darstellung Prohens' laufen die Inseln Gefahr, dass von der Politik eingeleitete Maßnahmen im Sand verlaufen. Sie erwähnte in diesem Zusammenhang konkret die Wohnungsbaupolitik, mit der dem Mangel an erschwinglichem Wohnraum begegnet werden soll. Ein anhaltendes Bevölkerungswachstum habe aber nicht nur Folgen im Kampf um ein Dach über dem Kopf. Auch der Fortbestand "unserer Identität, Kultur und Bräuche" stehe auf dem Spiel, so Prohens.

Die balearische Regierungschefin forderte, die Debatte unabhängig von Parteiideologie zu führen. Vielmehr müsse sich diesem Thema "mit langfristiger Perspektive" genähert werden. Gleichzeitig räumte Prohens ein, dass ihr propagiertes Umdenken und die Umsetzung künftig beschlossener Maßnahmen nicht ausschließlich in die Zuständigkeit der Inseln falle. Konkret sprach sie die Migrationspolitik an, über die neben der Zentralregierung auch Brüssel zu entscheiden habe. "Die Balearen unterliegen dem Prinzip der Freizügigkeit innerhalb des Schengen-Raums", so Prohens.

Nichtsdestotrotz wolle sie eine parteiübergreifende und gesellschaftliche Debatte anstoßen. Zunächst soll das bereits erfolgte Bevölkerungswachstum analysiert und daraus Schlüsse für ein weiteres Vorgehen gezogen werden.

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