Das Geklapper von Pferdehufen hallt durch die spätsommerliche Altstadtgasse. Wenig später rattert eine Kutsche vorüber, an Bord ein älteres Touristenpaar mit Sonnenhut und Fotokamera. Der Mann auf dem Kutschbock weist die beiden auf eine besonders hübsch gestaltete Fassade hin. Szenen wie diese spielen sich in Palma de Mallorca Tag für Tag ab. Die Pferdekutschen sind seit 1958 Teil des touristischen Angebots der Stadt – heute allerdings zunehmend umstritten.
Tierschützer fordern vehement ihre Abschaffung, immer wieder kommt es zu Protestveranstaltungen, insbesondere dann, wenn mal wieder eines der Pferde gestürzt ist. Die Kutscher wiederum verweisen auf die geltenden Vorschriften und pochen auf das Recht, ihre Arbeit auszuüben. Mittlerweile gibt es in Palma tatsächlich eine politische Mehrheit dafür, die Pferdekutschen abzuschaffen. Einstimmig sprach sich der Stadtrat im März dafür aus, dass die möglichen Alternativen geprüft und umgesetzt werden sollen. Seitdem aber ist nichts geschehen, das jahrelange Hin und Her zieht sich weiter in die Länge.
Das Problem ist, dass die Kutschlizenzen einst unbefristet vergeben wurden. Sie gelten auf Lebenszeit und können auch weitergegeben werden. Einfach so einkassieren kann man sie also nicht. Die einfachste Lösung wäre der Rückkauf der noch vorhandenen 28 Lizenzen. Das aber kostet Geld. Derzeit wird von einem Wert jeder Lizenz in Höhe von 300.000 Euro ausgegangen, die Gesamtkosten lägen also bei mehr als acht Millionen Euro.
Unterschiedliche Lösungsmöglichkeiten
Eine Alternative wäre, die Kutscher zum Austausch der Pferdekutschen gegen strombetriebene Kutschen zu verpflichten. Das wurde in diesem Jahr etwa in Alcúdia umgesetzt, wo seitdem keine Pferde mehr im Einsatz sind. Die Kutscher in Palma allerdings lehnen diese Möglichkeit kategorisch ab. Sie fordern stattdessen, man solle ihnen doch einfach im Tausch eine Taxilizenz aushändigen. Diese Lösung allerdings dürfte wiederum den Taxifahrern nicht gefallen.
Angesichts der komplizierten Lage hält man sich im Rathaus zu dem Thema bedeckt. Zumindest bleibt eine Anfrage ans zuständige Dezernat unbeantwortet. In diesem saß in der zurückliegenden Legislaturperiode Neus Truyol, aktuell Stadträtin für die Linkspartei Més. Es fehle der konservativen Partei, die derzeit den Bürgermeister stellt und auch im Stadtrat die meisten Stimmen hat, an politischem Willen, das Thema ein für alle mal zu klären, sagt sie. Dennoch ist Truyol überzeugt, dass die Zeit der Pferdekutschen in Palma zu Ende geht. "Sie sind dem Untergang geweiht", sagt sie. "Diese Aktivität hat einfach keinen sozialen Rückhalt mehr auf der Insel."