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BOOTSFLÜCHTLINGE

Irreguläre Migration auf Mallorca: Spaniens Innenminister auf heikler Mission in Algerien

Im Rahmen seines Besuchs in Algier haben sich die beiden Länder darauf verständigt, das zuletzt nicht angewandte Rückführungsabkommen aus dem Jahr 2002 zu reaktivieren.

Auf offener See abgefangene irreguläre Migranten | Foto: Gori Vicens

| | Palma, Mallorca |

Der spanische Innenminister Fernando Grande-Marlaska (Sozialdemokraten, PSOE) ist am Montag zu Gesprächen in Algier eingetroffen, um die Zusammenarbeit im Kampf gegen irreguläre Migration zu intensivieren. Bei einem Treffen mit seinem algerischen Amtskollegen Said Sayoud vereinbarten beide Seiten, verstärkt gegen kriminelle Schleusernetzwerke vorzugehen. Die Reise markiert den ersten Besuch eines Mitglieds der spanischen Regierung in Algerien seit der diplomatischen Krise, die von 2022 bis 2024 die Beziehungen belastete.

Hintergrund der Initiative ist eine Verschiebung der Migrationsrouten im westlichen Mittelmeer. Während die Gesamtzahl der Ankünfte in Spanien bis Mitte Oktober um 35,9 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum zurückging, explodierten die Zahlen auf den Balearen förmlich: Dort kamen nach offiziellen Angaben 75 Prozent mehr Migranten an als 2024. Am Montag erreichten erneut zwei Boote mit insgesamt 42 Personen nordafrikanischer Herkunft die Gewässer des Archipels – eines zwei Seemeilen südöstlich von Formentera, das andere 23 Seemeilen südöstlich von Cabrera. Bereits jetzt wurden mehr Migranten auf den Balearen registriert als im gesamten Vorjahr.

Die Verschiebung der Routen hängt Beobachtern zufolge mit der verstärkten Überwachung anderer Mittelmeerrouten zusammen. Seit einem Abkommen zwischen Tunesien und der EU im Jahr 2023 sind die Abfahrten aus dem Nachbarland drastisch zurückgegangen. Die Migrationsströme verlagerten sich daraufhin nach Libyen, an die westafrikanische Atlantikküste und nach Algerien.

Nach Angaben des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR stammen 52,5 Prozent der irregulär eingereisten Menschen, die zwischen Januar und August die Balearen und die spanische Südküste erreichten, aus Algerien. Marokko folgt mit 16,9 Prozent, Somalia mit 11,8 Prozent. "Wir müssen unsere Anstrengungen koordinieren, um gegen kriminelle Netzwerke vorzugehen, die nicht nur mit Menschen handeln und deren Leben aufs Spiel setzen, sondern zunehmend auch mit Drogen", sagte Grande-Marlaska.

Konkret wollen beide Länder das 2022 unterzeichnete Rückführungsabkommen reaktivieren. Eine gemeinsame Kommission soll zunächst prüfen, ob hierfür eine Aktualisierung des Regelwerks notwendig sei, erklärte Grande-Marlaska nach dem Treffen. Zudem vereinbarten die Minister einen verstärkten Informationsaustausch zwischen den Sicherheitsdiensten und Maßnahmen gegen Dokumentenfälschung sowie die Eindämmung des Einsatzes von Schnellbooten.

Mit Algerien gestaltet sich die Kooperation in Rückführungsfragen seit Jahren komplizierter, nicht zuletzt weil Spanien dem Nachbarn Marokko in der Westsahara-Frage zuletzt weit entgegen kam. Algier tritt für eine Unabhängigkeit dieses Küstenstreifens ein, Marokko würde diesen gerne in sein Staatsgebiet einverleiben.

Sayoud wies darauf hin, dass Algerien die Migration "nicht als Druckmittel" gegenüber europäischen Ländern einsetze – eine kaum verhüllte Anspielung auf das Vorgehen Marokkos. Algerische Behörden hätten 2024 "rund 30.000 illegale Ausreisen verhindert" und mit der Internationalen Organisation für Migration über 15.500 Menschen freiwillig in ihre Heimatländer zurückgebracht.

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