Folgen Sie uns F Y T I R
BOOTSFLÜCHTLINGE

Migrationskrise auf Mallorca: Hilferuf der Balearen an die Europäische Union

Nach Darstellung der balearischen Regierungschefin Prohens droht den Inseln ein "soziales und humanitäres Drama". Sie fordert von Brüssel insbesondere den verstärkten Einsatz der Grenzschutzagentur Frontex.

Irreguläre Migranten, die auf dem Seeweg Spanien erreichten | Foto: Europa Press

| Palma, Mallorca |

Angesichts der zunehmend angespannten Lage irregulärer Migration hat die balearische Ministerpräsidentin Marga Prohens (Volkspartei PP) Brüssel eindringlich vor einem "sozialen und humanitären Drama" gewarnt. In einem Gespräch mit dem EU-Innenkommissar Magnus Brunner forderte sie am Mittwoch "konkrete Maßnahmen" der Europäischen Union.

Die Zahlen sind nach Darstellung Prohens' alarmierend: Seit Jahresbeginn erreichten die Balearen 327 Boote mit insgesamt 6.030 Migranten – mehr als im gesamten Vorjahr. Die Route zwischen Algerien und den Balearen verzeichne mit einem Anstieg von 87 Prozent das "stärkste Wachstum aller illegalen Migrationsrouten in Europa", so Prohens.

Der spanischen Zentralregierung in Madrid warf Prohens in Brüssel Untätigkeit vor. Das Thema Migration falle in deren Zuständigkeitsbereich. Die jeweiligen Inselräte, die für die Aufnahme unbegleiteter Minderjähriger zuständig seien, verfügten "weder über ausreichende materielle noch finanzielle Mittel", um die wachsende Zahl der Ankünfte zu bewältigen.

"Wir sind eine kleine Region", betonte die Ministerpräsidentin und verwies auf einen Frontex-Bericht, der vor der zunehmend gefährlichen Route warne, die von kriminellen Schleusernetzwerken kontrolliert werde.

Unterdessen sagte der Madrider Regierungsvertreter auf den Balearen, Alfonso Rodríguez (Sozialdemokraten PSOE), dass die europäische Grenzschutzagentur Frontex seit Februar "tatsächlich verstärkt in der Region" operiere. Dies geschehe im Rahmen ihres Einsatzes im westlichen Mittelmeer und nicht "mit dem Hauptaugenmerk auf die Balearen", zitiert ihn die MM-Schwesterzeitung "Ultima Hora".

Die Zusammenarbeit umfasse unter anderem Luftüberwachung zur Aufklärung von Booten in Seenot. Rodríguez wandte sich gegen Erwartungen, Frontex könne "eine Grenze im Mittelmeer errichten, die Boote zu ihrem Ausgangspunkt zurückschickt". Und: Die Nationalpolizei habe 2025 bereits 69 mutmaßliche Schleuser auf den Balearen festgenommen.

Bei der Generaldirektion für Immigration und Entwicklungszusammenarbeit gab man sich mit den Antworten aus Madrid nicht zufrieden. Dort fordert man Zugang zu Flug- und Seefahrtprotokollen und eine "präzise Erläuterung, welche konkreten Maßnahmen Frontex" durchgeführt habe. Die balearische Landesregierung hatte bereits im vergangenen November die verstärkte Präsenz der Agentur gefordert.

Dass sich die Migrationsbewegungen in Richtung der Balearen verändert haben, zeigt auch ein Blick auf die Herkunfstländer: Während 2024 zahlenmäßig noch Migranten aus dem Maghreb dominierten, stammen offiziellen Daten zufolge mittlerweile 53 Prozent der Ankommenden aus Region südlich der Sahara.

Zum Thema
Meistgelesen