Es ist ziemlich erstaunlich, in einer etwas abseits vom Ortszentrum in Mallorcas Kartoffeldorf Sa Pobla gelegenen Straße ein unscheinbares Restaurant zu entdecken, das leicht übersehen werden könnte – nur eine kleine Tafel mit dem Namen weist darauf hin. Kaum zu glauben, dass sich dieses Lokal hier im landwirtschaftlichen Herzen der Insel als ein verborgenes Juwel entpuppt.
„Mare Nostrum” ist die Schöpfung von Cristina und Moisés, sie aus Barcelona, er aus Valencia, die dieses ansprechende Restaurant vor nunmehr 13 Jahren eröffnet haben, um darin ihr eigenes Konzept an mediterraner Küche zu verwirklichen. Sie haben ein Dorfhaus aus dem 19. Jahrhundert, das beim Kauf sehr verwahrlost war, in einen gemütlichen, intimen Ort verwandelt, an dem sich der Gast wie zu Hause fühlt.
Es gibt einen großen Innenhof, bei gutem Wetter unter freiem Himmel und sonst durch eine Markise geschützt, sowie Innenräume, in denen die Tische verteilt sind. Die freigelegten Steinwände sind reich mit Werken befreundeter Künstler geschmückt, etwa von Marto, der ganz in der Nähe wohnt und dessen Werke in den Räumen des Restaurants hängen.
Moisés in der Küche und Cristina im Gastraum haben es geschafft, ein Restaurant nach ihrem Geschmack und Maß zu schaffen, mit begrenzten Öffnungstagen, um ihren Gästen die bestmögliche Aufmerksamkeit zu schenken.
Sie öffnen nur donnerstags und sonntags mittags sowie freitags und samstags abends. Der Montag ist für die Reinigung reserviert, der Dienstag für den Marktbesuch und der Mittwoch vor allem fürs Kochen.
Nur Mallorca-Weine werden kredenzt
„Wir können nicht weitere Tage öffnen, weil wir nur wir beide sind und unsere Möglichkeiten kennen”, erklärt Moisés.
Das gastronomische Angebot des Paares basiert auf einem attraktiven Degustationsmenü, das je nach Jahreszeit variiert – eine Formel, die ermöglicht, das Geschäft effizient zu führen.
Ein Menü mit sieben Gängen, ohne Wein, aber mit einem Glas Cava zur Begrüßung. Apropos: Die Weinkarte besteht ausschließlich aus mallorquinischen Weinen, in einer interessanten Auswahl und – erfreulicherweise – zu hervorragenden Preisen.
Um die Wartezeit zu überbrücken, wurden wir mit einem Chardonnay von Som Prim aus der Bodega in Sencelles verwöhnt – angenehm genug, um ihn während des gesamten Essens beizubehalten.
Das Menü begann mit Aperitifs: Linsen- und Kichererbsen-Hummus, Aioli, gute Oliven, Öl aus Sa Pobla (von Miguel Darder) und Brot aus dem Ofen S’Era in Sineu – es ist ausgezeichnet, aber auch gefährlich, da wir beim Warten mehr davon aßen, als vernünftig gewesen wäre.
Das Menü bestand aus saisonalen, mediterran inspirierten Gerichten – sorgfältig zubereitet, schmackhaft und abwechslungsreich: Eine Artischocken-Lauch-Creme mit geräuchertem Schweinebauch und weißem Trüffelöl – zart und gehaltvoll. Ein feines Kabeljau-Ravioli mit gerösteter Paprikasauce und Kräutermayonnaise. Als drittes ein Reisgericht mit Iberischem Schwein, Garnelen und Spargel – gut gemacht, wenn auch weniger überraschend.
Mir gefiel der Fischgang besonders – Negret, begleitet von einem feinen Blumenkohlpüree, Erbsen, Algen und Zitronenperlen: ein Gericht mit hervorragender Textur und Geschmack.
Ein schönes Detail war das Frucht-Intermezzo, ein Gläschen frisch gepresster Saft mit einer Limettenscheibe – ideal, um den Gaumen zu klären, bevor die Kalbsbäckchen, bei sehr niedriger Temperatur konfiert und mit Kürbispüree serviert, folgten – butterzart. Die Portionen waren großzügig, wie auch die übrigen Gänge.
Zum Dessert gab es eine Torte aus dunkler Schokolade, ziemlich pur, mit Pistazieneis und Himbeermousse, begleitet von einem Glas Mistela aus Muskatellertrauben aus Alicante – sehr angenehm.
Die Präsentation war äußerst ansprechend und schuf eine Atmosphäre, die zum Verweilen einlädt. Unser Essen zog sich auf angenehme Weise in die Länge, umgeben von der gemütlichen, künstlerischen Atmosphäre, die die Eigentümer geschaffen haben. Und all das zu einem erstaunlichen Preis: 48 Euro pro Person.
Ähnlich erfreulich die Weinpreise – die meisten um 25 Euro, der teuerste 35 Euro, kaum 50 Prozent über dem Ladenpreis.
Fazit: Dieses „Mare Nostrum” ist eine überraschend erfreuliche Entdeckung. Eine regelrechte Oase, was das Ambiente und die Küche betrifft, und das an einem so unerwarteten Ort im Straßengewirr von Sa Pobla.