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PERSONENBEFÖRDERUNG

Taxibranche in Aufruhr: Nach Uber prüfen zwei weitere Fahrdienste den Sprung nach Mallorca

Offenbar wollen auch die Mobilitätsplattformen Bolt und Cabify ihren Anteil am Transportkuchen. Das aus Estland stammende Unternehmen Bolt bezeichnet Mallorca als "bevorzugtes Expansionsziel".

Palmas Stadtverkehr aus der Sicht eines Uber-Kunden | Foto: M.À. Cañellas

| | Palma, Mallorca |

Als wäre Uber nicht schon genug Konkurrenz für traditionelle Taxis, drängt möglicherweise bald ein zweiter Chauffeurdienst auf den mallorquinischen Markt. Die estnische Mobilitätsplattform Bolt, die in Madrid und an der Costa del Sol bereits etabliert ist, plant offenbar den Einstieg auf den Balearen. Dies bestätigte die balearische Verkehrsunternehmer-Vereinigung FEBT gegenüber der MM-Schwesterzeitung "Ultima Hora". Bolt habe bereits Kontakt zum Branchenverband aufgenommen, um die Möglichkeiten für eine Expansion auf die Inselgruppe auszuloten.

Der Vorstoß des Unternehmens kommt zu einem brisanten Zeitpunkt. Ein Urteil des Obersten Gerichtshofs der Balearen (TSJB) verpflichtete erst vor wenigen Tagen die Regionalregierung, 600 in der vergangenen Legislaturperiode abgelehnte Lizenzanträge des Uber-Zulieferers Moove Cars neu zu prüfen. Die Richter hatten bemängelt, dass die von der Regierung festgelegte Quote für Chauffeurdienst-Lizenzen nicht ausreichend begründet sei. Es fehle an "zwingenden Gründen des Allgemeininteresses" wie Verkehrsmanagement, Nutzung öffentlicher Flächen oder Umweltschutz.

Bolt sieht die Balearen als "bevorzugtes Expansionsziel" für die kommenden Jahre. Das Unternehmen wolle sich vor allem auf die Hochsaison konzentrieren, um die nach eigener Einschätzung "unzureichend bediente Nachfrage" zu decken – dieselbe Marktanalyse, die bereits 2023 Branchenprimus Uber auf die Inseln geführt hatte.

Auch Cabify, ein weitere Player im Kampf um Fahrgäste, könnte schon bald auf Mallorca zu finden sein: Ares Capital, einer der Hauptlizenznehmer für Cabify in Spanien, hat nach Informationen der Lokalzeitung bereits temporäre Mietwagen-Plätze auf den Balearen beantragt. Das Unternehmen wollte sich auf Anfrage weder zu einem möglichen Interesse äußern noch dieses dementieren.

Die Aussicht auf weitere Konkurrenz löst unter etablierten Taxifahrern erwartungsgemäß wenig Freude aus. "Es hätte große Auswirkungen auf den gesamten Sektor der Personenbeförderung, wenn sich diese Tür öffnet", warnt Petra Mut, Geschäftsführerin der FEBT. Der Unmut richte sich allerdings "nicht gegen Uber" oder andere Plattformen, "sondern gegen die richterliche Einmischung", betont sie. Die Sorge vor einer möglichen Antragsflut nach dem Gerichtsurteil habe sich im gesamten Sektor ausgebreitet – sowohl bei Taxifahrern als auch im regulären Personenverkehr.

Die Regionalregierung kündigte bereits Berufung gegen das Urteil an. Die Entscheidung sei "ungerecht" gegenüber dem Taxigewerbe. Zudem stellte sie klar, dass der Richterspruch lediglich zur erneuten Prüfung der Anträge verpflichte, nicht aber zu deren Bewilligung. Einige Branchenverbände, darunter der bei PIMEM organisierte Taxiverband unter Vorsitz von Biel Moragues, erwägen bereits gemeinsame Protestaktionen, um dem Sektor mehr Gehör zu verschaffen.

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