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Fest der Solidarität: Ehrenamtliche helfen Obdachlosen auf Mallorca– nicht nur zu Weihnachten

Sozial Engagierte berichten von Todesfällen durch Kälte. Daher wolle man mit der Aktion "ein wenige menschliche Wärme und Nähe" schenken.

Freiwillige im Kostüm des Weihnachtsmanns verteilen warme Kleidung an Obdachlose | Foto: Javi Patón

| | Palma, Mallorca |

Während Mallorca vielerorts als Urlaubsparadies gilt, berichten ehrenamtliche Helfer von einer sozialen Realität, die häufig übersehen wird: Menschen sterben auf den Straßen der Insel an Kälte. Rubén Díaz, Koordinator der Hilfsinitiative Alma, spricht von eigenen Erfahrungen. "Auch auf Mallorca erfrieren Menschen. Ich habe das dreimal selbst hautnah miterlebt", sagt er gegenüber der MM-Schwesterzeitung "Ultima Hora". Betroffen gewesen seien zwei ältere Personen sowie ein junger Mann, der 2021 in Palma starb, nachdem er vor einem Geldautomaten übernachtet hatte.

Díaz und seine Mitstreiter leisten nach eigenen Angaben ganzjährige Nothilfe für Obdachlose – in Palma ebenso wie in anderen Teilen der Insel. Die Gruppe verteilt Decken, Kleidung und Essen, vor allem aber Zeit und Aufmerksamkeit. Organisiert wird die Hilfe über soziale Netzwerke, die Zahl der Freiwilligen wachse kontinuierlich. Staatliche Institutionen und soziale Einrichtungen seien vielfach überfordert, sagt Díaz. "Viele wissen nicht oder wollen nicht sehen, wie groß das Problem wirklich ist."

Das Bild der Betroffenen habe sich in den vergangenen Jahren stark gewandelt. Neben Alleinstehenden lebten auch Paare auf der Straße, darunter Einheimische, Menschen aus anderen Teilen Spaniens und Zugewanderte aus dem Ausland. Häufig spielten psychische Erkrankungen eine zentrale Rolle. Das klassische Klischee des suchtkranken Obdachlosen "greift zu kurz", betont Díaz. Armut und Wohnungslosigkeit träfen zunehmend auch Menschen "ohne auffällige Vorgeschichte".

Wie wichtig soziales Engagement sein kann, zeigte sich auch am Morgen des ersten Weihnachtsfeiertags in Palma. Der Mallorquiner Jordi verteilt Decken und Winterkleidung an Obdachlose in der Innenstadt. Unterstützt wird die Aktion durch Spenden von Schulen sowie durch Familien, die sich bewusst mit ihren Kindern beteiligten. Ziel sei es, sagt Jordi, den Menschen zumindest am Weihnachtstag "ein wenig Wärme und menschliche Nähe" zu schenken.

Beide Initiativen verbindet die Überzeugung, dass Hilfe nicht auf symbolische Gesten beschränkt bleiben darf. Jordi fasst diesen Gedanken so zusammen: "Die wahre Magie der Weihnachten liegt nicht in Geschenken, sondern in der Solidarität und menschlicher Wärme." Für Helfer wie Díaz ist dies kein saisonales Anliegen. "Unsere Weihnachten dauern zwölf Monate", sagt er. Die Not auf Mallorcas Straßen, so seine Botschaft, sei dauerhaft – und erfordere dauerhaftes Hinsehen.

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