Mit dem Einsatz eines Baggers an der Calle Tonyina in Cala Llamp auf Mallorca begann am Dienstag der Abriss von zwölf Apartments, die vor fast 20 Jahren ohne gültige Genehmigung errichtet wurden. Die Arbeiten markieren das Ende eines der größten städtebaulichen Skandale Mallorcas und setzen ein Zeichen gegen illegale Baupraktiken, die lange die politische Landschaft der Insel prägten.
Die Apartments wurden 2005 unter einer Genehmigung errichtet, die der damalige Bürgermeister von Andratx, Eugenio Hidalgo, erteilt hatte. Diese wurde später als rechtswidrig erklärt, nachdem die Umweltschutzorganisation GOB (Grup Balear d'Ornitologia i Defensa de la Naturalesa) gegen die Anlage geklagt hatte. Hidalgo, der wegen Korruption in anderen Fällen verurteilt wurde, steht symbolisch für eine Ära der Missstände in der Baupolitik Mallorcas.
Bereits 2013 entschied das Verwaltungsgericht in Palma, dass die Genehmigung null und nichtig sei. Das Urteil verlangte den Abriss der beiden Wohnblöcke, doch Einsprüche der Eigentümer und administrative Hürden verzögerten die Umsetzung um mehr als ein Jahrzehnt. „Dies ist ein Sieg für die Umwelt und die Rechtsstaatlichkeit“, betonte am Dienstag ein Sprecher der GOB, die maßgeblich daran beteiligt war, das Verfahren in Gang zu setzen.
Der Abriss, der von der Firma Dosmas Grup durchgeführt wird, kostet rund 275.000 Euro und wird aus dem Gemeindebudget finanziert. Der Vertrag wurde erst im August 2024 nach jahrelangen Verzögerungen abgeschlossen, da zuvor beauftragte Unternehmen sich zurückzogen. Die Arbeiten sollen innerhalb von acht Wochen abgeschlossen sein. „Wir hätten dieses Geld lieber in nachhaltige Projekte investiert, aber es gibt keine Alternative“, erklärte Bürgermeisterin Estefanía Gonzalvo.
Die Apartments galten als Symbol für eine Baupolitik, die oft wirtschaftliche Interessen über ökologische und rechtliche Standards stellte. Der Fall Cala Llamp zeigt, wie komplex die Durchsetzung von Urteilen bei illegaler Bebauung sein kann. „Die Verzögerungen waren nicht nur juristischer, sondern auch politischer Natur“, so ein Vertreter der Gemeinde. „Viele Jahre hat es an politischem Willen gefehlt, um diese Missstände anzugehen.“ Zudem mussten die Eigentümer, die die Wohnungen teilweise an Touristen vermieteten, entschädigt werden. Diese Entschädigungen trugen zu den hohen Kosten bei, die die Gemeinde tragen musste.
Die Umweltschutzorganisation GOB kämpfte seit den frühen 2000er-Jahren gegen das Projekt und machte immer wieder auf die Umweltzerstörung aufmerksam, die durch die Bebauung entstand. „Dieser Fall ist eine Mahnung, dass nachhaltige Entwicklung auf Mallorca dringend notwendig ist“, so ein Vertreter der Organisation. Die GOB hatte bereits 2005 rechtliche Schritte eingeleitet, als die ersten Hinweise auf Unregelmäßigkeiten bekannt wurden. Mit dem Abriss endet nicht nur ein fast 20 Jahre andauernder Rechtsstreit, sondern auch eine Ära der weitgehend unkontrollierten Urbanisierung in Andratx. Die Gemeinde will künftig stärker auf nachhaltige Stadtplanung setzen. „Dieser Abriss ist mehr als nur der Rückbau von Gebäuden – es ist ein Signal, dass die Zeit der Bausünden vorbei ist“, sagte Gonzalvo abschließend.