Die Plattform "Menys turisme, més vida" (Weniger Tourismus, mehr Leben) hat den zu Wochenbeginn veröffentlichten offenen Brief des Tourismusverbands Fomento del Turismo de Mallorca als "anachronistisch, rückschrittlich und verstaubt" zurückgewiesen. Der Verband hatte unter dem Motto "Ein Tourist, ein Freund" für ein freundlicheres Verhältnis zu Urlaubern geworben und davor gewarnt, "die gesamte Branche zu dämonisieren".
"Es ist, als würden wir in die 1980er Jahre zurückkehren, obwohl sich der Tourismus seitdem stark verändert und sowohl unsere Gesellschaft als auch unsere Insel zerstört hat", sagte Margalida Ramis, Sprecherin der Protestbewegung, der MM-Schwesterzeitung "Ultima Hora". Während aktuell diskutiert werde, wie Tourismus mit dem Wohlergehen der Gesellschaft vereinbar sei, erscheine der Ansatz des Tourismusverbands höchst rückständig, so die Aktivisten.
Die harsche Reaktion erfolgte am Donnerstag im Rahmen einer Versammlung in Palma, bei der die für den 15. Juni anberaumte Großdemonstration gegen den Massentourismus vorbereitet wurde. Die geplante Kundgebung soll zeitgleich mit Protesten in verschiedenen Städten in ganz Südeuropa stattfinden.
An den Protesten wollen sich verschiedene auf Mallorca ansässige Organisationen wie GOB, Fridays for Future und Bürgerinitiativen wie Palma XXI. beteiligen. Die Veranstalter erinnern gerne daran, dass im Juli vergangenen Jahres "rund 50.000 Menschen" (laut offiziellen Angaben 20.000) gegen die Touristenflut auf die Straße gegangen seien. An diesen Erfolg soll Mitte Juni angeknüpft werden.
"Unsere Regierenden haben ihre Versprechen zur Eindämmung des Massentourismus schon wieder vergessen. Wir werden so oft auf die Straße gehen, wie es nötig ist, um für unser Recht auf ein würdiges Leben auf unseren Inseln zu kämpfen", sagte Ramis mit Blick auf Prognosen aus der Tourismusbranche, die auf einen neuen Besucherrekord hindeuten.
Der 1905 gegründete Tourismusverband hatte in seinem Brief zudem darauf verwiesen, dass der Tourismus Mallorca zu "einer der wohlhabendsten Regionen Spaniens gemacht" habe und nahezu Vollbeschäftigung sichere.