Auf Mallorca ist die Stimmung gegen die Massifizerung und Überbevölkerung in den vergangenen Tagen hochgekocht. Unter anderem in Santanyí hat es mehrere Fälle gegeben, in denen deutsche Restaurants und Geschäfte mit "Deutsche raus"-Parolen beschmiert worden sind, auch Immobilienbüros sind von den Angriffen betroffen gewesen. Jetzt ist dieses Thema auch in der deutschen Politik angekommen. Wie die Zeitungen "Welt" sowie "Bild" berichten, zeigten sich einige deutsche Politiker empört über die aktuelle Stimmung auf der Insel.
"Die ausländer- und deutschfeindlichen Parolen gegen Urlauber auf Mallorca sind nicht hinnehmbar", äußerte sich CSU-Politiker Stephan Mayer. Er ist Jurist und seit 2002 Bundestagsabgeordneter. Gegenüber der "Bild"-Zeitung sagte er: "Ich verstehe, dass die zunehmende Wohnungsnot und die steigenden Immobilienpreise auf den Balearen für viele Spanier frustrierend sind, aber schuld an der Misere sind sicher nicht die deutschen Touristen." Ihre Besuche sicherten schließlich auch "Wohlstand und Arbeitsplätze auf der Insel", schreibt die Zeitung.
"Deutsche werden woanders Urlaub buchen"
Andere deutsche Politiker gehen sogar weiter und vermuten, dass deutsche Urlauber ihrer Lieblingsinsel künftig den Rücken zukehren könnten. Das mutmaßt der Ex-Bundestagsvizepräsident Wolfgang Kubicki: "Die Angriffe auf deutsche Mallorca-Urlauber werden Folgen haben: Die Deutschen werden eine Abstimmung mit den Füßen vornehmen und einen Urlaub in anderen Ländern buchen. Der Grund ist einfach: Niemand wird gerne im Urlaub bepöbelt, mit Wasserpistolen bespritzt und mit ausländerfeindlichen Parolen beleidigt."
Zu der aktuellen Entwicklung auf Mallorca äußerte sich auch Hessens Europaminister Manfred Pentz von der CDU. Er warnt davor, deutsche Touristen "für innenpolitische Probleme Spaniens" jetzt "in Geiselhaft" zu nehmen, steht in dem Bild-Artikel. "Die Touristen sind nicht die Ursache des Problems, sondern die Folge jahrzehntelanger spanischer Politik. Hier werden deutsche und andere Touristen in Geiselhaft für innenpolitische Probleme Spaniens genommen. Das ist einfach unanständig."
Die Insel ist voll und voller Probleme
Die Massifizierung Mallorcas hat sich in den vergangenen Jahren zugespitzt und zahlreiche Probleme haben sich dadurch zunehmend verschärft: Durch die steigenden Mietpreise hat die Wohnungsnot eine bedenkliche Entwicklung genommen, vielerorts ist die Insel vor allem zur Hochsaison überfüllt. Influencer, die die Insel auf Social Media bewerben, sorgen ebenfalls für überlaufene Hotspots. Auf der Insel sind immer mehr Luxushotels eröffnet worden, die unter anderem eine solvente Klientel aus Nordamerika anziehen. Es gibt immer wieder Demonstrationen und Proteste gegen Overtourism auf Mallorca und in ganz Spanien.