Die Führung des ehemaligen spanischen Finanzministeriums unter Cristóbal Montoro (2011-2018) hat auch den Tennisspieler Rafa Nadal auf Mallorca ausspioniert. Ein Bericht der Antikorruptionsstaatsanwaltschaft in dem Verfahren zeigt auf, dass politische Amtsträger routinemäßig auf Steuerdaten zahlreicher Persönlichkeiten zugriffen. Einer der Betroffenen dieser Praktiken soll Nadal gewesen sein. Gegen den Ex-Minister der konservativen Volkspartei Partido Popular und eine von ihm gegründete Anwaltskanzlei wird derzeit wegen Einflussnahme und Bestechung ermittelt, berichtete die spanische MM-Schwesterzeitung „Ultima Hora“ am Samstag.
Dieser Vorwürfe stehen im Raum: In einer E-Mail hatte der damalige Leiter der Steuerbehörde, Santiago Menéndez, eine Nachricht an den Kabinettschef des Ministeriums, Felipe Martínez Rico, geschickt. Die E-Mail wurde am 27. Juli 2017 versendet und informiert darüber, dass die Delegation der Steuerbehörde auf den Balearen ein Prüfverfahren gegen Nadal und eine mit ihm verbundene Gesellschaft, Goramendi XXI S.L., eingeleitet habe.
Die genannte Firma wurde seinerzeit von Nadals Vater, Sebastiá Nadal, geführt und war bis 2020 aktiv, bevor sie aufgelöst wurde. Laut der E-Mail war das Unternehmen damals dafür zuständig, Nadals Werbeeinnahmen sowie die anderer Sportler wie etwa Carlos Costa zu verwalten. Die Steuerbehörde überprüfte in dem Zusammenhang, welche Beträge das Unternehmen versteuert hatte und was Nadal selbst in seinen Steuererklärungen angegeben hatte. Dieser Vorgang führte zu einer steuerlichen Nachzahlung, über die der Minister informiert wurde. Dem engsten Mitarbeiterkreis Montoros wurde demnach mitgeteilt, wie sich der Sportler dazu positionierte: „Der Steuerzahler kennt den Vorschlag zur Nachzahlung und überlegt derzeit, ob er dem zustimmt.“
Ermittlungsverfahren steht zum Teil unter Geheimhaltung
Der Ermittlungsrichter in Tarragona, der gegen den Ex-Minister ermittelt, hat die Geheimhaltung des Hauptverfahrens aufgehoben. Ziel ist es zu klären, ob die von Montoro gegründete Kanzlei Zahlungen von Unternehmen erhielt, um diesen steuerliche Vorteile zu verschaffen. Es gibt jedoch auch eine Reihe weiterhin geheimer Nebenverfahren, die auf E-Mails basieren. Ermittelt wird, ob und wie das Finanzministerium möglicherweise eingesetzt wurde, um politische Gegner zu schädigen, Informationen über Prominente zu sammeln oder Gerichtsverfahren zu behindern. Neben Nadal sollen auch Politiker wie Esperanza Aguirre sowie Firmen mit Verbindungen zum Moderator Pablo Motos oder Tita Cervera ausspioniert worden sein.
Der Vorfall um den Tennisspieler ereignete sich nach einem früheren Fall im Jahr 2012, als mehrere mit seiner Familie verbundene Unternehmen ihren Sitz im Baskenland hatten, um steuerliche Vorteile zu erlangen. Daraufhin war das Finanzamt eingeschritten und hatte eine Verlegung des Firmensitzes veranlasst.