Mehrere tausend Menschen haben am vergangenen Sonntagnachmittag (5.10.) in Palma de Mallorca für die Rechte des palästinensischen Volkes demonstriert. Unter dem Motto "Widerstehen heißt existieren" forderten die Teilnehmer auf der Plaça de les Columnes ein Ende der israelischen Militäreinsätze im Gazastreifen und den "vollständigen Abbruch der Beziehungen" zu Israel. Die Veranstaltung verlief friedlich, war aber von starker Polizeipräsenz begleitet.
Erinnerung an mallorquinische Aktivistinnen
Die Demonstration stand auch im Zeichen der drei Mallorquinerinnen Lucía Muñoz, Alejandra Martínez und Reyes Rigo, die an Bord einer sogenannten "Friedensflottille" versucht hatten, die Küste von Gaza zu erreichen und von Israel festgesetzt worden waren. Mehrere Redner erinnerten an ihr Engagement und forderten ihre Freilassung sowie die der übrigen inhaftierten Aktivisten der "Global Sumud Flotilla".
Nach Angaben der Nationalpolizei beteiligten sich rund 3000 Menschen an dem Protest, den die Plattformen Mallorca per Palestina und Ciutadans per Palestina organisiert hatten. Schon vor Beginn beschlagnahmte die Polizei die Metallständer mehrerer palästinensischer Fahnen – eine Vorsichtsmaßnahme, um Zusammenstöße zu vermeiden. Dennoch prägten Flaggen, Kufiyas und Transparente in den Farben Rot, Schwarz, Weiß und Grün das Bild der Veranstaltung, die als bislang größte Solidaritätskundgebung auf der Insel gilt.
Protest gegen "Völkermord" und internationale Passivität
Viele Teilnehmer trugen Banner mit Aufschriften wie "Das ist kein Krieg, das ist Völkermord" oder "Boykottiert Israel". Mehrfach wurde die internationale Gemeinschaft aufgefordert, stärker gegen die humanitäre Krise im Gazastreifen vorzugehen. In Sprechchören kritisierten die Demonstranten die "Untätigkeit Europas" und warfen westlichen Regierungen vor, Israel indirekt zu unterstützen.
Im Zentrum der Versammlung wehte eine riesige palästinensische Flagge. Lautsprecher spielten arabische Musik und Protesthymnen, Kinder hielten selbst gemalte Schilder in die Höhe. Der Ton blieb emotional, aber friedlich. "Wir kämpfen nicht gegen ein Volk, sondern gegen ein System der Unterdrückung", sagte eine Sprecherin von Mallorca per Palestina über die Lautsprecheranlage.
Zwischenfälle am Rande
Nach der Kundgebung auf der Plaça de les Columnes setzte sich der Demonstrationszug in Bewegung – über die Avenidas bis zur Plaça d'Espanya. Die Straßen rund um das Stadtzentrum waren stundenlang gesperrt, der Verkehr kam zeitweise zum Erliegen.
An zwei Punkten kam es zu kleineren Zwischenfällen. Vor einem Fastfood-Restaurant, das einem bekannten Unternehmer gehört, riefen Demonstranten Parolen und forderten die Schließung des Lokals; die Polizei schritt ein, um die Situation zu beruhigen. Auch vor dem Parteisitz der rechtspopulistischen Vox-Partei in der Calle Olmos kam es zu lautstarken Protesten, blieb aber bei Worten.
Einige Teilnehmer zündeten ein Pappmodell des US-Flugzeugträgers USS Gerald R. Ford an, der derzeit in der Bucht von Palma vor Anker liegt. Auf dem Modell stand "Yankees go home" – eine Anspielung auf die rund 4500 Marines, die seit Tagen in der Stadt unterwegs sind.
Friedlicher Abschluss auf der Plaça Joan Carles I
Der Demonstrationszug endete auf der Plaça Joan Carles I, wo Reden, Musik und eine Schweigeminute für die Opfer des Gaza-Kriegs stattfanden. Vertreter mehrerer sozialer und politischer Gruppen – darunter Aktivisten, Gewerkschafter und Studierende – bekräftigten ihre Forderung nach einem Ende der "militärischen Besatzung" und nach Sanktionen gegen Israel.
Die Kundgebung, die ohne nennenswerte Zwischenfälle endete, gilt als die bislang größte propalästinensische Demonstration auf Mallorca. Nach Einschätzung der Organisatoren sei sie Ausdruck einer wachsenden Solidaritätsbewegung auf den Balearen – und ein Zeichen, dass sich viele Bürger der Insel "nicht länger mit Schweigen begnügen" wollen.