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Mallorca ist als Tauchdestination unterschätzt

So ein prächtiges Exemplar des Roten Drachenkopfs lässt sich mit ein wenig Glück vor den mallorquinischen Küsten sehen. | Zoea Mallorca

| Santa Ponça, Mallorca |

Als Erstes fällt einem diese Stille auf. Danach das endlose Blau und im Anschluss die Unterwasserwelt: Fische, Seesterne, sich wiegendes Neptungras. Der erste Tauchgang ist für Einsteiger ein unvergessliches Erlebnis. "Mallorca hat unglaublich viele schöne Stellen zum Tauchen", schwärmt Luis Comenge, Leiter der Tauchschule Zoea im Club Náutico in Santa Ponça und Vorsitzender der Vereinigung der Tauchschulen Mallorcas.

Die Gewässer rund um die Insel bieten ideale Bedingungen für Einsteiger und Fortgeschrittene, erklärt der erfahrene Taucher und Biologe, der mit neun Tauchlehrern die größte Schule der Insel führt. Denn das Wasser sei klar und biete sehr gute Sichtverhältnisse, was den Einstieg erleichtere und zu Beginn den Spaß am Tauchen wecke. Zudem sei das Mittelmeer gerade im Sommer wohltemperiert, was die Schüler als angenehm empfinden.

Insgesamt 45 Tauchschulen zählt die Insel, sie bilden aus, bieten Ausflüge an und verleihen die nötige Ausrüstung für den Unterwassersport. Allein 30 Tauchspots fahren Luis Comenge und sein Team im Südwesten Mallorcas per Boot an - zwischen Dragonera und Dique del Oeste.

Fünf Meeresreservate sowie mehr als 100 Grotten und Höhlen biete die Insel Wassersportlern. Einer von Comenges liebsten Tauchpunkten sind die Naturparks El Toro und Malgrats, nur zehn Bootsminuten von Santa Ponça entfernt. Dort wie ebenso auch vor Cabrera ist das Tauchen nur mit Erlaubnis möglich, die Schulen organisieren solche Ausflüge und die entsprechenden Anmeldungen vorher. In den sogenannten "Reservas Marinas" sei die Meeresflora und -fauna in ihrer ganzen Pracht zu bewundern. Wer Glück hat, sieht sogar die "Großen Drei des Mittelmeeres": Muräne, Europäischer Barrakuda und Zackenbarsch. Auch um Seesterne und Seepferdchen bewundern zu können, müssen keine tiefen Tauchgänge absolviert werden. Des Weiteren sei Es Faralló im Inselosten ein traumhafter Punkt für den Wassersport.

Ein besonderes Taucherlebnis bieten die zahlreichen und manchmal weitverzweigten Unterwasserhöhlen. So überrasche die Cueva de la Ventana (Dragonera) gar erfahrene Höhlentaucher. "Doch viele der Höhlen sind einfach zugänglich, sodass auch wenig erfahrene Taucher sie gut besuchen können", sagt Comenge.

Für Fortgeschrittene bieten sich Ausflüge zu Wracks an, wie am Dique del Oeste in der Bucht von Palma, wo in den 1970er Jahren eigens zu diesem Zweck vier Schiffe versenkt wurden. "Ich war einmal mit einem Kapitän dort, selbst er war völlig fasziniert", erinnert sich der Tauchlehrer, denn die Ausflügler können sogar in die Wracks hineinschwimmen, was natürlich Erfahrung erfordert.

Mallorca und allgemein die Balearen seien als Tauchreviere also völlig unterschätzt. "Sie sind nicht so bekannt wie andere Destinationen im Mittelmeerraum", sagt der Madrilene, der seit 20 Jahren auf Mallorca lebt. So sei Malta beispielsweise wesentlich beliebter. "Mallorca wird einfach als Urlaubsort für Taucher zu wenig beworben", findet Comenge. Auch stagnieren seit Jahren die Zahlen der Tauchschüler und die Nachfrage nach entsprechenden Ausflügen. Der Boom, wie ihn zum Beispiel die Nautikbranche erlebt, blieb für die Tauchschulen aus.

Dabei eigne sich das Meer rund um die Balearen das ganze Jahr über für den Unterwassersport. Die Insel bietet Sehenswertes für Anfänger und Experten. "Zwischen Anfang April und Ende Oktober bieten wir täglich Ausflüge an", sagt der Tauchlehrer, im Winter würden eher Einheimische tauchen, dann öffnet die Schule lediglich an den Wochenenden. Das Mittelmeer biete ideale Bedingungen für Einsteiger in das Hobby.

Mitbringen müssten Anfänger Folgendes: Eine minimale Fitness. "Tauchen eignet sich nicht bei gesundheitlichen Beschwerden wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen", erklärt Comenge, der über 28 Jahre Erfahrung unter Wasser verfügt. Interessierte müssten natürlich schwimmen können und sollten Lust haben. "Beim Tauchen muss man ganz ruhig bleiben, es bringt nichts, wenn man nervös wird." Ein Schnupperkurs, den eigentlich alle Tauchschulen anbieten, sei die ideale Möglichkeit zu testen, ob der Sport einem zusagt oder nicht. Erst im Anschluss oder beim nächsten Urlaub entscheide man sich dann für einen Kurs, um den Tauchschein zu bekommen.

Luis Comenge bestärkt Menschen, die es versuchen wollen: "Mallorca ist ein absolutes Tauchparadies."

Tauchen lernen

Der Tauchschein zertifiziert die erfolgreich absolvierte Ausbildung zum Sporttaucher in einer Tauchschule. Er ist allerdings kein offizielles Dokument und läuft deshalb auch nicht ab. Weltweit gibt es vier Ausbildungsorganisationen PADI, SSI, CMAS und NAUI, wobei das US-Unternehmen PADI (Professional Association of Diving Instructors) die größte darstellt. Die Kurse sind international genormt. Die Organisationen erkennen ihre Ausbildung gegenseitig an.

Die Tauchschulen bieten Schnuppertauchgänge an, bei denen Unerfahrene ausprobieren können, ob ihnen der Sport zusagt.

Der Einsteigerkurs bei PADI heißt "Open Water Diver". Er kostet 400 Euro und wird in drei bis fünf Tagen absolviert. Das Mindestalter beträgt zehn Jahre für den Junior-Tauchschein sowie 15 Jahre für die Vollversion. Kinder dürfen mit dem "Junior Open Water Diver" nur in Begleitung eines professionellen PADI-Tauchers oder ausgebildeten Elternteils tauchen. Erwachsene und Jugendliche berechtigt der Schein zu Tauchgängen mit einem "Buddy" (Tauchpartner) bis zu einer Tiefe von 18 Metern. Voraussetzung sind minimale körperliche Fitness, Schwimmkenntnisse sowie eine ärztliche Tauchbescheinigung. Der Kurs startet mit einer theoretischen Ausbildung, die auch online begonnen werden kann, sowie einer Prüfung und schließt mit praktischen Stunden zunächst im Schwimmbad und später im Meer ab.

Die Vereinigung der Tauchschulen Mallorcas führt auf ihrer Webseite eine Liste ihrer 25 Mitglieder, die eine zertifizierte Ausbildung anbieten.

(aus MM 36/2016)

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