Palma de Mallorca ist eine Stadt voller Geschichte, Charme – und hartnäckiger Legenden. Von Touristen und Politikern gleichermaßen werden bis heute Mythen erzählt, die der Realität oft nicht standhalten. Der Kulturführer Iván Cerdà hat es sich deshalb zur Aufgabe gemacht, diese Halbwahrheiten aufzudecken. Mit seiner Tour "Palma Mentirosa" ("Verlogenes Palma") führt er Besucher durch die Stadt und zeigt, dass Palma weit mehr ist als die Summe ihrer Mythen.
1. Das Schloss Bellver ist das einzige Schloss mit rundem Grundriss
Viele glauben, die Burg Bellver oberhalb der Stadt sei einzigartig in ihrer Bauweise – nämlich rund. Doch auch die Engelsburg in Rom, das Château de Montaner in Frankreich oder das Schloss von York in Großbritannien sind runde Festungen. Die wahre Besonderheit von Bellver liegt einzig in seiner Bauzeit: Nur elf Jahre benötigten die Baumeister, eine schnelle Fertigstellung, die sogar den sonntäglichen Baustopp außer Kraft setzte.
2. Das Rosettenfenster der Kathedrale ist das größte seiner Art
Das prächtige Rosettenfenster misst rund 13 Meter Durchmesser – beeindruckend, aber nicht rekordverdächtig. Die Fenster von Notre-Dame in Paris und des Straßburger Münsters erreichen eine ähnliche oder sogar größere Größe. Dennoch zieht das Fenster von Palma bei besonderen Lichtspielen jährlich Tausende Besucher an.
3. Palma hat die größte zusammenhängende Altstadt des Mittelmeerraums
Ein Mythos, der immer wieder von Politikern verbreitet wird. In Wahrheit umfasst die Altstadt von Palma etwa einen Quadratkilometer. Das ist im Vergleich zu Venedig (sieben Quadratkilometer), Genua (vier) oder Sevilla (3,9) deutlich kleiner. Dennoch ist Palmas Altstadt wegen ihrer gut erhaltenen Stadtmauern besonders schützenswert.
4. Das Consolat de Mar war von Anfang an der Sitz des Konsulatsrats
Die mittelalterliche Institution der Krone von Aragon residierte ursprünglich nicht im heutigen Consolat de Mar, sondern im Gebäude der Llotja – dem bedeutendsten zivilgotischen Bauwerk Palmas. Das heutige Consolat de Mar, in dem die balearische Ministerpräsidentin ihren Sitz hat, war lediglich ein Anbau mit Kapelle und Lager.
5. In der Llotja wurde Fisch verkauft
Im Gegensatz zu verbreiteten Vorstellungen wurde in der historischen Llotja nie Fisch gehandelt. Dort trafen sich die Kaufleute zu geschäftlichen Angelegenheiten. Fischhändler gab es nicht unter ihnen, da der Handel mit frischem Fisch ohne Kühlung gar nicht rentabel war.
6. Die Rathaus-Uhr "En Figuera" stammt komplett aus dem Mittelalter
Nur die Glocke der Uhr stammt aus dem 14. Jahrhundert. Die eigentliche "Cort-Uhr", die das Stadtbild prägt, wurde erst 1849 installiert.
7. Palma war im Mittelalter die bedeutendste Stadt im westlichen Mittelmeer
Im 14. Jahrhundert war Palma zwar größer als Barcelona, doch Städte wie Neapel oder Valencia waren damals wirtschaftlich und politisch bedeutender. Die Behauptung, Palma sei damals eine der wichtigsten Städte des Mittelmeerraums gewesen, wird heute eher als touristisches Marketing angesehen.