Mallorca erlebt in diesem Sommer eine paradoxe Situation: Während viele Hotels von soliden Belegungszahlen berichten, kämpfen Restaurants, Bars und Händler mit sinkenden Umsätzen. Besonders in der Gastronomie ist die Ernüchterung riesengroß.
"Seit dem 10. August ungefähr stellen wir einen weiteren Einbruch der Gästezahlen fest, nach einem noch relativ ordentlichen Juli", erklärt Juanmi Ferrer, Präsident des mallorquinischen Gastro-Verbands CAEB Restauración. "Der zumindest verhaltene Sommer-Boom endete an diesem Tag – seither haben wir jede Woche weniger Kunden."
Früher war der August Hochsaison für Wirte
Dabei galt der August jahrelang als Hochsaison für Gastronomen. Doch seit einigen Jahren hat sich der Trend umgekehrt: Der Juli bringt inzwischen mehr Gäste als der August. 2025 ist dies erneut eingetreten – gegen jede Prognose, denn sowohl der Juni als auch der Start in den Juli verliefen schwach. Zwar konnten die Restaurants im Juli noch eine gute Auslastung erreichen, die Einnahmen blieben aber um vier bis sechs Prozent hinter dem Vorjahr zurück. In einzelnen Regionen wie Sóller und Port de Sóller fiel die Bilanz sogar noch negativer aus.
Im August verschärfte sich die Situation weiter: Bis zu 20 Prozent weniger Gäste im Vergleich zum Vormonat, ein Minus von rund acht Prozent im Vergleich zum August 2024. Am stärksten ging die Nachfrage bei deutschen, britischen und vor allem spanischen Urlaubern zurück. Teilweise konnten die Gastronomen die Lücken durch neue Märkte wie Indien, Italien, Tschechien und Frankreich füllen. "Noch nie hatten wir so viele indische Gäste wie in diesem Sommer", so Ferrer.
"Diesel-Touristen" und All-Inclusive
Die Probleme der Restaurants spiegeln eine Entwicklung wider, die viele Branchen betrifft. "Auf Mallorca haben wir Diesel-Touristen – sie laufen viel, geben aber wenig aus", brachte es Pepe Tirado, Präsident des Verbandes Acotur, kürzlich auf den Punkt. Ein Begriff, der sich auch in deutschen Medien rasend schnell verbreitete. Laut seinen Angaben verzeichnen zahlreiche Geschäfte und touristische Dienstleister Einbußen von zehn bis 15 Prozent. In Hotspots wie Playa de Palma oder Magaluf liegt das Minus sogar bei bis zu 20 Prozent.
Ein Grund dafür: der Boom von All-Inclusive-Angeboten. Urlauber verbringen mehr Zeit in den Hotelanlagen – und weniger in Bars, Restaurants oder bei lokalen Anbietern. Während Supermärkte ihre Umsätze dank angepasster Sortimente und längerer Öffnungszeiten stabil halten oder sogar leicht steigern konnten, leiden vor allem kleine Geschäfte und Gastronomiebetriebe.
Hoffnung auf den September
Für die Gastronomen steht nach eigenen Angaben viel auf dem Spiel. "Wir wollen nicht schwarzmalen, aber es ist wichtig, die Realität darzustellen", betont Ferrer. Viele Unternehmer hätten bereits große Anstrengungen unternommen, um ihre Betriebe durch den Sommer zu bringen. Sollte der September keine Wende bringen, müssten zahlreiche Restaurants im Winter schließen.