Für eine mögliche Insolvenz des Mallorca-Fliegers Niki läuft offenbar bereits der Countdown. "Den Antrag dafür habe ich schon vorbereitet, er liegt auf der Fensterbank", sagte Air-Berlin-Insovenzverwalter Frank Kebekus dem Handelsblatt.
Zwar ist die österreichische Tochtergesellschaft bisher nicht von der Pleite betroffen, allerdings hängt sie am Tropf von Übernahme-Interessent Lufthansa, der für den Kauf des "Filetstücks" sowie der Luftfahrtgesellschaft Walter (LGW) eine Summe von 210 Millionen Euro zahlen will. Beobachter gehen davon aus, dass Niki auf sich allein gestellt nicht überlebensfähig ist.
Wenn die Lufthansa ihre derzeitigen Liquiditätshilfen einstelle, müssten die Niki-Flugzeuge noch am selben Tag am Boden bleiben, erklärte auch Kebekus.
Genau dieses Szenario droht, falls die EU-Kommission tatsächlich eine 90-tägige vertiefte kartellrechtliche Überprüfung des Falls anordnet. Eine Entscheidung darüber wird am 21. Dezember erwartet.
Laut Kebekus wären im nicht nur weitere 1.000 Arbeitsplätze in Gefahr. "Wir gehen auch davon aus, dass bis zu 60.000 Passagiere täglich betroffen wären und rund 800.000 Tickets wertlos würden", sagte der Generalbevollmächtigte der insolventen Muttergesellschaft. Eine Übernahme durch andere Bieter wie das Konsortium aus Niki Lauda und Thomas Cook hält er für unwahrscheinlich. Der britisch-spanische Konzern Iberia (IAG) hat sein Angebot unterdessen zurückgezogen.
"Wir haben ziemlich starke Wettbewerbsbedenken", äußerte die zuständige EU-Kommissarin Margrethe Vestager am Freitag in Brüssel. "Es gibt das Risiko, dass Lufthansa auf einigen Strecken faktisch ein Monopol wird, auf einer bedeutenden Zahl von Strecken." Derzeit befragt ihre Behörde die Lufthansa-Konkurrenten noch bis zum 11. Dezember, wie sie die Wettbewerbssituation und die bisherigen Vorschläge der Kranich-Airline bewerten.
Zwar will die Lufthansa zunächst auf viele Niki-Slots verzichten – insbesondere in Düsseldorf und in Palma de Mallorca – will jedoch bei der Neuvergabe der Flugrechte wieder mitbieten. Dies könnte laut Experten darauf hinauslaufen, dass der Konzern aufgrund der Regeln bei den zu verteilenden Verbindungen dennoch auf einen Anteil von über 50 Prozent käme.
Margrethe Vestager fordert nun offenbar weiteres Entgegenkommen. Wichtig sei, was die Lufthansa nun für Zugeständnisse anbiete, um kartellrechtliche Zweifel auszuräumen, sagte sie laut Medienberichten. (mic)